Lieber
Herr Wedekind!
Verzeihung, wenn ich erst so spät etwas s/S/icheres über meine Ankunft
berichten kann. Ich komme Montagden 6.4.1914. Tatsächlich reiste Friedrich Strindberg bereits am nächsten Tag, den 4.4.1914 (Samstag), nach München, um seinen Vater zu besuchen [vgl. Tb]., wiederum um 12.20 nach München; zwar weiß ich noch nicht
sicher, ob die Märe, daß heute frei sei, wahr werde, doch dies letztere ist
bestimmt. Wenn wir Samstagden 4.4.1914. frei erhalten, gehe ich für 2 Tage nach MondseeIn Mondsee wohnte Friedrich Strindbergs Großmutter Marie Uhl. ,
fahre Montag früh von dort ab und komme dann wie gesagt 12-20 an
München.
Wie ich aus der „Fackel“ sehe, hatte MannheimIn Karl Kraus’ Pressespiegel in der „Fackel“ zu seinen öffentlichen Lesungen zitierte er aus der „Pfälzischen Post“ zu der Mannheimer Lesung im Hof- und Nationaltheater am 15.2.1914: „Der Besuch war eine Blamage für Mannheim, für dasselbe Mannheim, das auf die Ankündigung des persönlichen Auftretens Frank Wedekinds hereinfiel und bei der Aufführung des ‚Erdgeist‘ das Theater bis auf den letzten Platz füllte, weil es eine Sensation erwartete. Goethe kannte das Publikum und nannte es halb kalt und halb roh. Es wußte auch mit Karl Kraus nichts anzufangen“ [Die Fackel, Jg. 15, Nr. 395/396/397, 28.3.1914, S. 41]. Wedekinds Stück war am 13.2.1914 im Mannheimer Theater unter der Regie von Alfred Bernau aufgeführt worden. einen sehr
guten Besuch aufzuweisen, worüber K. Kraus natürlich sich aufregen müßte, da in seine Matineè keine Katze
außer ein paar seiner Feinde, die er ja so zahlreich hat, kamen.
Ich freue mich jetzt schon riesig auf München, noch mehr auf
Herrn Wedekind und auf die Kleinen. Auch mein | neues Stück bringe ich mit. Hoffentlich ist es besser als
„Triton“Friedrich Strindberg hatte sein Drama „Triton“ am 26.12.1913 während seines Münchenaufenthalts seinem Vater vorgelesen [vgl. Tb.] und offenbar den Rat erhalten, das Projekt vorläufig ruhen zu lassen [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 17.2.1914]. geraten. Inzwischen muß u. werde ich zur größeren Sicherheit Herrn
Wedekind noch telegraphierenvgl. Josef Tschurtschenthaler an Wedekind, 4.4.1914., wann ich komme, (wenn) da ein Hindernis nicht ausgeschlossen ist.
Noch viele Grüße
in Liebe Friedrich
Strindberg.
3.4.14.
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Hochwohlgeboren Herrn
Frank Wedekind
München
Innere Prinzregentenstraße
50.
(Bajern.)