München, Akademiestrasse 9
8. Mai 1913.
Hochgeehrter Herr Wedekind!
Empfangen Sie meinen herzlichen und
aufrichtigen Dank für die ausserordentliche Anerkennung, die Sie meiner Arbeit
durch die fördernde Tat zuteil werden lassen. Ich
nehme Ihre Spende freudig anvgl. Wedekind an Erich Mühsam, 7.5.1913., weil ich weiss, dass sie als
Ausdruck der Zustimmung gedacht ist zu dem Kampf um freie Menschlichkeit, für
den der „Kain“ bemüht ist. IckDruckfehler, statt: Ich. nehme sie an als Zeugnis dafür, dass die Sache des „Kain“ gemeinsame Sache aller derer ist, die nach
Wahrheit und Kultur und nach freier Luft im Leben und in
der Kunst trachten. Zu denen, glaube ich, hat auch Johannes Fastenrat
gehörtJohannes Fastenrath, gestorben am 16.3.1908, nach dem die Johannes-Fastenrat-Stiftung zur Unterstützung hilfsbedürftiger deutscher Schriftsteller benannt ist, die er testamentarisch verfügte., und ich bin stolz genug zu denken, dass der Preis, den Ihr
dichterisches Werk in seinem Namen erhielt, mit der Förderung
des „Kain“ in seinem Geiste verwendet wird. Der „Kain“ wird sich der
grossen Auszeichnung wert zu zeigen bestrebt sein, indem er, unbekümmert um Verkennung und Anfeindung, auf dem Wege vorwärts geht, den er für den
rechten hält.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
Ihr Sie dankbar verehrender
Erich Mühsam.