[Notiz und Referat mit
Zitat in Erich Mühsams Tagebuch vom 4.12.1911 in München (Tb Mühsam, S. 74):]
Heute kam von Wedekind ein Brief, der auf unser Gespräch von
vorgesternÜber dieses am 2.12.1911 mit Wedekind geführte Gespräch notierte Erich Mühsam: „Wir sprachen über […] den ‚Kain‘ […] und den ‚Pan‘. Wedekind berichtete, Fred habe ihn ersucht, für den ‚Pan‘ einen Artikel über die Wahlen zu schreiben. […] Wedekind forderte mich auf, statt seiner den Artikel zu schreiben, und schlug mir vor, mir ein Pseudonym zu wählen, unter dem ich dem ‚Pan‘ regelmäßig politische Beiträge gäbe. Seit Kerr dort weg sei, sei dort kein Mensch, der die öffentlichen Dinge zu behandeln wüßte. Auf diese Weise würde ich genug verdienen, um den ‚Kain‘ davon bezahlen zu können. Ich will’s versuchen.“ [Tb Mühsam, 3.12.1911] Bezug nimmt. Er habe an Fred geschriebennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Alfred Wechsler (W. Fred), 3.12.1911. und ihn „mit allen Mitteln“
auf mich gehetzt wegen der Mitarbeit am „Pan“. Zugleich bittet er mich, von
meiner Kenntnis der Vorgänge beim AbdruckErich Mühsam beschrieb diese wie folgt: „Wedekind hatte im Schauspielhaus eine Rede zum hundertjährigen Todestage Kleists gehalten. Diese Rede war in den ‚Münchner Neuesten‘ abgedruckt, und man las mit Erstaunen darin eine Stelle, die etwa so lautete: ‚Bei der Angstmeierei der Parteien wird keine Zeitung es wagen, die Worte, die ich jetzt spreche, zu drucken.‘ Man sagte sich: Aha, die Kuhhaut will Mut markieren und druckt es jetzt grade. Dann erzählte mir Wedekind, seine Worte hätten gelautet: ‚Bei der Angstmeierei der Sozialdemokraten und Liberalen ebenso wie der andern Parteien –‘. Das hat er aber ändern müssen für die tapferen ‚Neuesten‘. Aber doch die Angstmeierei! Also grade im Abdruck dieses Satzes, der ihn widerlegen soll, die Bestätigung! Es ist toll.“ [Tb Mühsam, 4.12.1911] Wedekinds am 20.11.1911 in München gehaltene Rede erschien unter dem Titel „Heinrich v. Kleist“ zwei Tage darauf in den „Münchner Neuesten Nachrichten“ [Jg. 64, Nr. 546, 22.11.1911, Morgenblatt, S. 1-2]. seiner Kleist-Rede in den Münchner
Neuesten Nachrichten keinen Gebrauch zu machen. (Er hatte mir vorgestern die
Erlaubnis dazu gegeben).