[1. Hinweis und Notiz zum Kontext in Erich Mühsams
Tagebuch vom 25.9.1910 in München (Tb Mühsam):]
Wedekind bedankte sich sehr bei mirbei einer Begegnung spätabends am 24.9.1910 im Münchner Weinlokal Zur Torggelstube. für meinen „Schaubühnen“-ArtikelErich Mühsams Artikel über Wedekind in der von Siegfried Jacobsohn in Charlottenburg herausgegebenen Zeitschrift „Die Schaubühne“ [vgl. Erich Mühsam: Der Schauspieler Wedekind. In: Die Schaubühne, Jg. 6, Nr. 32/33, 11.8.1910, S. 803-808]. „Wedekind als Schauspieler“
und fragte mich, ob ich seinen Brief erhalten habe. Leider nicht. Ich werde
heute gleich an Jacobsohn schreiben, denn ich bin sehr
neugierig, was mir Wedekind darauf zu sagen hat. Er hat den Brief nämlich an
die Redaktionan den Herausgeber Siegfried Jacobsohn: „Verantwortlicher Redakteur: Siegfried Jacobsohn, Charlottenburg, Dernburgstraße 25 Verlag von Erich Reiß. Berlin W 62“ (so die Angabe auf der letzten Seite des betreffenden Jahrgangs der Zeitschrift „Die Schaubühne“). der „Schaub.“ adressiert.
[2. Hinweis,
Notiz zum Kontext, Referat und Zitat in Erich Mühsams Tagebuch vom 28.9.1910
in München (Tb Mühsam):]
Diesem Briefvon Siegfried Jacobsohn an Erich Mühsam. lag nun auch der angekündigte von Wedekind bei, ohne Kuvert, da er auf dem Verlag „aus
Versehen“ geöffnet wurde. Wedekind dankt mir darin für den „Schaubühnen“-Artikel,
von dem er glaubt, daß er großen Nutzen haben werde, „da die Schaubühne ja wol
in erster Linie von Literaten gelesen wird“. Sachlich meint er – und darin
stimmen wir ganz überein – „Je selbständiger der Schauspieler um so werthvoller
ist er. Nur dürfte er dem Autor nichts schuldig bleiben. Wenn er erfüllt hat,
was die Rolle als notwendig fordert, dann mag er darüber hinausgestalten,
soviel er kann. Aber wenn er das für die Rolle absolut notwendige nicht
aufbringt, dann ist er meiner Ansicht nach im Unrecht.“ – Schon recht. Wenn
aber Wedekind etwa findet, daß Gertrud Eysoldt das für
die LuluHauptfigur der Tragödie „Der Erdgeist“, die von Gertrud Eysoldt und Tilly Wedekind gespielt wurde. Beide Darstellerinnen hat Mühsam in seinem Artikel (siehe oben) gewürdigt und Wedekind ist in seinem nicht überlieferten Brief darauf offenbar eingegangen. absolut notwendige weniger aufbringt als Tilly Wedekind, so ist er im Unrecht. Mag Tilly tausendmal mehr die
Auffassung betonen, die Wedekind für die richtige hält, – die strömende
Genialität der Eysoldt ist garnicht fähig, einer Rolle etwas schuldig zu
bleiben. Und da – weiß ich nicht, ob Wedekind mit mir mitgeht. Der Brief ist
mir jedenfalls als documentum humanum(lat.) menschliches Dokument. viel wert.