Sehr geehrter Herr Stollberg!
Herr Dr. Max BrodDr. jur. Max Brod, Schriftsteller und Übersetzer in Prag (I, Schalengasse 1) [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1911, Teil II, Sp. 209]. in Prag übersendet mirvgl. Max Brod an Wedekind, 4.9.1910. inliegenden
EinakterMax Brod hat Wedekind ein Manuskript seines noch unveröffentlichten Einakters „Die Höhe des Gefühls“ (Buchausgabe erst 1913) geschickt (siehe oben), die Beilage des vorliegenden Briefs (nicht überliefert). Das Stück wurde im Herbst 1910 in der „Schaubühne“ gekürzt vorabgedruckt, mit einer redaktionellen Vorbemerkung, die auf die vom Neuen Club veranstaltete Lesung des Autors am 19.11.1910 im Salon Paul Cassirer [vgl. Berliner Tageblatt, Jg. 39, Nr. 578, 13.11.1910, Morgen-Ausgabe, 10. Beilage, S. (2)] aufmerksam machte: „Dieser Akt wird von dem Autor am neunzehnten November im Salon Cassirer vorgelesen. Hier folgt die erste Hälfte.“ [Max Brod: Die Höhe des Gefühls. In: Die Schaubühne, Jg. 6, Nr. 46, 17.11.1910, S. 1179-1187, hier S. 1179] mit der Bitte, ihn Ihnen einzureichen. Herr Dr. Brod ist unter den
jüngeren Schriftstellern ein sehr geschätzter Name besonders auch in Berlin | und
sein Stern befindet sich entschieden in aufsteigender Linie. Ich glaube daß
eine UraufführungGeorg Stollberg hat das Stück von Max Brod zu diesem Zeitpunkt nicht für eine Inszenierung am Münchner Schauspielhaus angenommen. ‒ „Die Höhe des Gefühls“ wurde am 10.3.1918 in einer Matinee am Königlichen Schauspielhaus in Dresden uraufgeführt. Noch im selben Jahr meldete die Presse: „‚Die Höhe des Gefühls‘, eine Szene von Max Brod, die am Hoftheater in Dresden und Landestheater in Prag aufgeführt wurde, ist vom Schauspielhaus in München [...] erworben worden.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 71, Nr. 529, 19.10.1918, Morgen-Ausgabe, S. 2] Premiere am Schauspielhaus in München hatte „Die Höhe des Gefühls“ erst am 24.4.1920 [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 73, Nr. 166, 24.4.1920, General-Anzeiger, S. 2]. Sie geriet zu einem „Theaterskandal im Schauspielhaus“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 73, Nr. 168, 26.4.1920, S. 1]. von Max Brod auch außerhalb Münchens bedeutendes Interesse
erwecken würde. In der Hoffnung Ihnen ein bühnenreifes Werk übersandt zu haben
mit besten Empfehlungen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.
München.
7.9.10.