München, X.1910.
Sehr geehrter Herr GrafGraf Paul von Hoensbroech, Schriftsteller, Philosoph und ehemaliger Jesuit, lebte in Großlichterfelde (Drakestraße 79) [vgl. Berliner Adreßbuch 1911, Teil I, S. 1175] bei Berlin.!
Empfangen Sie meinen ergebensten Dank für Ihre
liebenswürdigen Zeilenvgl. Paul von Hoensbroech an Wedekind, 9.10.1910., deren Angabenzu Wedekinds Einakter „Die Zensur“, der bei einem Gastspiel Wedekinds am Kleinen Theater in Berlin zu sehen war (Premiere am 6.10.1910, danach Vorstellungen am 7. und 9.10.1910 sowie sieben weitere Vorstellungen vom 11. bis 19.1910). ich mir bei späteren Aufführungen
sicherlich zu Nutzen machen werde. Zugleich erlauben Sie mir, Ihnen
mitzutheilen, daß Ihr Werk „Vierzehn Jahre Jesuit“ seit mehreren Wochen in
meinem NotizbuchIn Wedekinds überlieferten Notizbüchern finden sich kein Vermerk zu dem zweibändigen Werk „14 Jahre Jesuit. Persönliches und Grundsätzliches“ von Paul von Hoensbroech, das bei Breitkopf & Härtel in Leipzig erschienen ist – Band 1 („Das Vorleben: Die ultramontankatholische Welt, in der ich aufwuchs“) 1909 [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 76, Nr. 234, 8.10.1909, S. 11790], noch im selben Jahr in 2. Auflage [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 76, Nr. 290, 14.12.1909, S. 15546], Band 2 („Das Ordensleben: Wesen, Einrichtung und Wirksamkeit des Jusuitenordens“) 1910 [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 77, Nr. 162, 16.7.1910, S. 8297]. vorgemerkt ist, daß es meine nächste LektüreWedekind notierte am 22.1.1911: „Lese Hoensbroech 2. Band.“ [Tb] Ob und wann Wedekind den ersten Band von Paul von Hoensbroechs Bekenntnissen „14 Jahre Jesuit“ (siehe oben) las, ist nicht belegt. sein wird, sobald
ich einige Muße gefunden habe und daß ich mich sehr auf den Genuß freue. Sie
werden mir sicherlich erlauben, Ihnen dann meine Eindrücke mitzutheilen, die
ich, wenn sich Gelegenheit bietet, gerne auch öffentlich aussprechen würde.
Herr Paul Cassirer (Viktoriastraße 5) ist eben im Begriff eine neue
HalbmonatsschriftDas erste Heft der von Wilhelm Herzog und Paul Cassirer gegründeten und herausgegebenen Halbmonatsschrift „Pan“ (Berlin) erschien am 1.11.1910 (darin Wedekinds Essay „Aufklärungen“, im zweiten Heft vom 15.11.1910 sein „Prolog in der Buchhandlung“, im fünften Heft vom 1.1.1911 „Autobiographisches“). herauszugeben, in der ich die BesprechungEine Besprechung Wedekinds von Paul von Hoensbroechs Bekenntnissen „14 Jahre Jesuit“ ist nicht erschienen. voraussichtlich
erscheinen lassen würde. Herr Paul Cassirer würde auch Sie, Herr Graf,
sicherlich gerne zu seinen MitarbeiternPaul von Hoensbroech ist als Mitarbeiter des „Pan“ nicht nachzuweisen. zählen.
Mit dem Ausdruck vorzüglichster Hochachtung Ihr ergebenster
Frank Wedekind.