Sehr verehrter Herr DoctorHans Landsberg, Dr. phil. (1900 promoviert mit einer Dissertation über Georg Büchner), Vorstandsmitglied des am 11.1.1910 in Berlin gegründeten und am 22.3.1910 in das Vereinsregister eingetragenen Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller (SDS) [vgl. KSA 5/III, S. 402], bei dem er das „Amt des 2. Vorsitzenden“ [Fischer 1980, Sp. 134] hatte, Vorstandsmitglied der vom SDS initiierten, am 7.3.1912 in Berlin gegründeten Kleiststiftung [vgl. Berliner Tageblatt, Jg. 41, Nr. 153, 23.03.1912, Abend-Ausgabe, S. (3)], für die er sich „besonders verdient gemacht“ [Fischer 1980, Sp. 119] hat, und Mitherausgeber des im Brief angesprochenen Theaterkalenders, ist als Schriftsteller in Berlin (Regentenstraße 20) verzeichnet [vgl. Berliner Adreßbuch 1912, Teil I, S. 1693].!
Empfangen Sie meinen ergebensten Dank für Ihre
beiden liebenswürdigen Briefenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Hans Landsberg an Wedekind, 6.8.1912 (und ein weiterer nicht überlieferter Brief).. Mit meinem Namen möchte ich den AufsatzEs handelt sich um den Aufsatz „Die Macht der Presse“ [KSA 5/II, S. 463-465], den Wedekind zunächst dem „Neuen Wiener Tagblatt“ angeboten hat, das eine Veröffentlichung ablehnte [vgl. Neues Wiener Tagblatt an Wedekind, 5.4.1912], und ihn dann mit beigelegtem Manuskript dem Verleger der Zeitschrift „Der Schriftsteller“ anbot [vgl. Wedekind an Erich Oesterheld, 30.7.1912], dem Verbandsorgan des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller – die „beiden ersten Jahrgänge erschienen im Verlag Erich Oesterheld und Co., der dem SDS auch sein erstes Büro zur Verfügung stellte“ [Fischer 1980, Sp. 141]. Die Korrespondenz mit Wedekind hat dann Hans Landsberg übernommen, Vorstandsmitglied des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller, in dessen Verbandsorgan der Aufsatz erschien [vgl. Frank Wedekind: Die Macht der Presse. In: Der Schriftsteller. Zeitschrift des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller, Jg. 2, Nr. 10, August/September 1912, S. 85-87]. schon
deshalb zeichnen, da die Anonymität der Wirkung schaden könnte. Es sähe wie
Feigheit aus. Oder hätten Sie einen Grund dafür, im Interesse der Sache den
Namen nicht zu nennen? Dann würde ich Sie um gefällige Mittheilung ersuchen.
Mit dem Termin | des
Erscheinens, Oktober bin ich einverstanden. Um eines nur müßte ich bitten, daß
an dem Aufsatz nichts geändert oder gestrichen wird. Sollte Ihnen, verehrter
Herr Doctor, eine Änderung notwendig erscheinen, dann würde ich Sie bitten, es
mir mitzutheilen.
Was Ihren Theaterkalenderder von Hans Landsberg und Arthur Rundt herausgegebene „Theater-Kalender auf das Jahr 1913“ (verlegt von Erich Oesterheld und Co.), der demnächst anstehende Band einer Zeitschrift für Theater, die in insgesamt fünf Jahrgängen von 1910 bis 1914 (jeweils im Vorjahr herausgekommen) in Berlin erschienen ist. Wedekind hat darin nichts veröffentlicht. In Bezug auf ihn enthält der Band jedoch eine Zeichnung, die Gertrud Eysoldt als Lulu in Wedekinds „Erdgeist“ darstellt. betrifft, so möchte ich
Ihnen sehr gerne etwas dafür senden, wenn ich Gelegenheit finde etwas zu
schreiben. Leider habe ich in den letzten | Monaten meine Correspondenz in so entsetzlicher Weise vernachlässigt,
daß ich schon sehr vielen mir lieben Menschen als unerhörter Grobian erscheinen
werde. Dies Gefühl ist mir sehr schmerzlich. Aber wenn mir bis Schluß des
Monats etwas für den Theaterkalender geeignetes einfällt, so sind Sie sicher,
daß ich es Ihnen senden werde.
Mit dem Ausdruck vorzüglichster Hochschätzung und
ergebenstem Gruß
Ihr
Frank Wedekind.
München 7.8.12.