Sehr geehrter Herr SchroederKarl Ludwig Schröder in Koblenz (Moltkestraße 16) [vgl. Adreßbuch 1912 der Residenzstadt Coblenz, Teil II, S. 230] war seinerzeit geschäftsführender Direktor und Oberregisseur am Stadttheater Koblenz [vgl. Neuer Theater-Almanach 12, S. 352]. Wedekind ist ihm während seines wenige Tage zurückliegenden Gastspiels dort (18. bis 22.1.1912) fast täglich begegnet, wie er im Tagebuch notierte, so am 18.1.1912 („Mit Schröder und seinen Leuten im Restaurant der Festhalle“), 19.1.1912 („Abends mit [...] Schröder in der Festhalle und im Schloßcafé“), 20.1.1912 („Weinstube mit Schröder und Frau“) und 21.1.1912 („Zu Mittag bei Schröder“).!
Haben Sie herzlichen Dank für Ihre große liebenswürdige
Bemühung. Darf ich nur gleich bemerken, daß ich mit Gutmann vorderhand nicht
mehr verhandlevgl. Wedekind an Emil Gutmann, 12.2.1912., sondern mit Eugen FrankfurterHinweis auf einen nicht überlieferten Brief; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Eugen Frankfurter, 22.1.1912. Wedekind hat den Brief an den Inhaber der Gastspielvermittlung Süddeutsche Konzert-Direktion in Nürnberg am 22.1.1912 notiert: „Brief an Frankfurter.“ [Tb], der mir seine Vermittlung
angeboten hat und den ich vom InhaltEs ging um einen möglichen Vertragsabschluss für Gastspiele Wedekinds mit dem Verband Rheinisch-Westfälischer Theaterleiter, dessen Schriftführer und Kassierer Karl Ludwig Schröder war [vgl. Wedekind an Emil Gutmann, 12.2.1912]. Ihrer freundlichen Zeilennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Karl Ludwig Schröder an Wedekind, 27.1.1912. in Kenntnis
setzen werde, auch von den Honorarbedingungen. Was die geforderte Garantie
betrifft, so muß | Müller selbstverständlich nachgeben.
MorgenWedekind fuhr am 29.1.1912 nach Prag – „Abfahrt von München. Ankunft in Prag. Blauer Stern“ [Tb] – zu einem Gastspiel am Königlichen Deutschen Landestheater („Erdgeist“ am 1.2.1912, „Der Liebestrank“ am 4.2.1912) und zu einer Lesung (aus „Schloß Wetterstein“ am 2.2.1912). früh fahren wir nach Prag, (Hotel Deutsches
Landestheater) wo wir bis zum 5.Wedekind reiste zwar am 5.2.1912 von Prag ab: „Fahrt nach München“ [Tb], dann aber nicht nach Wien; er erfuhr bei seiner Ankunft am 5.2.1912 in München, dass „Wetterstein in Wien aufgeschoben“ [Tb]. bleiben um dann d/n/ach Wien zu gehen.
Unsere Münchner Adresse ist aber immer am sichersten, wenn nicht große Eile not
tut. Herzlichen Dank für Ihre liebenswürdige Einladung zum „Flieger“Karl Ludwig Schröder hatte Wedekind zur Uraufführung von Hans W. Fischers Drama „Flieger“ eingeladen, die am 29.1.1912 am Stadttheater Koblenz unter seiner Regie stattfand [vgl. Uraufführung des Dramas „Flieger“ von Hans W. Fischer. In: Neue Hamburger Zeitung, Jg. 17, Nr. 49, 30.1.1912, Abend-Ausgabe, S. (2)]. Hans W. Fischer (Schriftsteller in Hamburg und Feuilletonchef der „Neuen Hamburger Zeitung“) war bei der Uraufführung anwesend: „Das dem Drama ‚Fliegen‘ von Hans W. Fischer zugrunde liegende Problem ist der schöpferische Mann; sein Rausch und seine – Tragik. [...] Die Aufführung an dem vortrefflich geleiteten Coblenzer Stadttheater brachte einen großen Erfolg mit zahlreichen Hervorrufen des Dichters.“ [„Flieger“. In: General-Anzeiger für Hamburg-Altona, Jg. 25, Nr. 25, 31.1.1912, S. 6] – „Flieger. Drama in fünf Aufzügen“ (1913) kam erst im Jahr darauf im Verlag von Georg Müller in München als Buch heraus [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 80, Nr. 63, 18.3.1913, S. 2910]. von Hans
W. Fischer. Würden Sie mich dem Autor bestens empfehlen. Sie sehen daß es mir
leider nicht möglich ist zu kommen.
Mit den besten Grüßen an Ihre verehrte GattinHelene Rosalie Schröder (geb. Nussbaum), die erste Ehefrau von Karl Ludwig Schröder, Heirat am 25.9.1908 in Berlin (in der Zeit, als Karl Ludwig Schröder noch als Oberregisseur und stellvertretender Direktor am Deutschen Theater in Hannover tätig war); seine zweite Ehefrau war die Fotografin Irma Schröder (geb. Gottgetreu), die er am 17.9.1921 in Hellerau bei Dresden heiratete. und Sie von uns
beiden
Ihr ergebenster
Frank Wedekind.
München 28.1.12.