Sehr verehrter Herr HofratHofrat Dr. Albert Krecke leitete die Chirurgische Heilanstalt im Münchner Stadtteil Nymphenburg (Hubertusstraße 30) [vgl. Adreßbuch für München 1917, Teil II, S. 299], in die Wedekind sich am 27.2.1918 begeben hat [vgl. Kutscher 3, S. 236]. Er nahm die vierte Operation (2.3.1918) und kurz darauf eine fünfte Operation (7.3.1918) vor, nachdem Wedekind bereits drei Bauchoperationen überstanden hatte (die erste Operation am 29.4.1914, die zweite am 15.4.1915, die dritte am 8.1.1917). Seine Witwe erinnerte sich: „Die Operation am 2. März ging gut vorüber. [...] Ein paar Tage später wurde noch einmal ein operativer Eingriff gemacht. Danach ging es Frank nicht gut.“ [Wedekind 1969, S. 195] Sein Biograf erinnerte sich: „Am Samstag, 2. März, wurde die Operation vorgenommen, an sich eine kleine Sache, die aber verhängnisvoll wurde durch Schwäche des Herzens und einen leichten Katarrh, der sich zu einer Lungenentzündung auswuchs. Am Donnerstag verschlechterte sich sein Zustand und wurde ein zweiter Eingriff erforderlich.“ [Kutscher 3, S. 236] anschließend an Ihre
mitternächtliche UnterredungDie nächtliche Unterredung Wedekinds mit Albert Krecke dürfte entweder nach der vierten Operation am 2.3.1918 (Samstag) oder aber vor der fünften Operation am 7.3.1918 (Donnerstag) stattgefunden haben. habewohl Schreibversehen, statt: habe ich. durch starkes AbsingenWedekind habe in den letzten Tagen vor seinem Tod in der Klinik seine Lieder gesungen ‒ das ist mehrfach beschrieben worden: „Er sang und summte seine Lieder“ [Wedekind 1969, S. 195]. „Er nahm die Wendung noch nicht ernst und sang immer vor sich hin. [...] noch Samstag vormittag sang er seine Lieder unruhig, kämpfend“ [Kutscher 3, S. 236]. „Hier kämpfte einer [...] gegen den Tod an. [...] so fing er plötzlich zu singen an. [...] Ja, er sang: seine eigenen Lieder. [...] Immer wilder, immer atemloser wurden die Töne. Immer verzerrter Sinn und Klang. [...] Er wehrte sich bis zuletzt, [...] sang seine Weisen [...]. [...] Er sang sich in den Tod, wie er sich das Leben ersungen hatte. Keine reinen und lieblichen Weisen, aber voll Trotz, Spott, Leidenschaft und Kraft vor dem Tode wie im Leben.“ [Joachim Friedenthal: Als Wedekind starb. In: A.Z. am Abend, Jg. 1, Nr. 9, 11.3.1925, S. 5; vgl. Joachim Friedenthal: Seine Sterbestunde. In: Berliner Tageblatt, Jg. 54, Nr. 116, 10.3.1925, Morgen-Ausgabe, S. (2)] meiner beiden
BrettlliederDie Lieder „Brigitte B.“ [KSA 1/III, S. 81-86] (abgedruckt 1901 in „Brettl-Lieder von Frank Wedekind“) und „An Galathea“ [KSA 1/III, S. 66f.] (zu Lebzeiten Wedekinds ungedruckt) gehörten schon zum Repertoire bei den Elf Scharfrichtern und wurden von Wedekind seit 1901 oft vorgetragen [vgl. KSA 1/III, S. 407-417, 463-482]. Brigitte B. und Galathea
starke Blähungen und Stuhlgang gehabt. Ihnen aus tiefster Seele dankenwohl Schreibversehen, statt: dankend.
hoffentlich gerettetWedekind starb am 9.3.1918 „nachmittags um 14.15 Uhr in der Chirurgischen Heilanstalt des Hofrats Dr. Albert Krecke“ [Martin 2018, S. 13].
Frank Wedekind