Lieber Max!
Als ich vor acht Tagenam 26.9.1904, an dem Wedekind notierte: „Abfahrt nach München.“ [Tb] Er war seit dem 22.9.1904 zu Gastspielauftritten (als Tierbändiger im Prolog zum „Erdgeist“ am 23. und 25.9.1904 in der „Erdgeist“-Inszenierung im Neuen Theater) in Berlin gewesen. in
Berlin war, kam Otto ErichWedekind notierte am 24.9.1904 in Berlin die Begegnung mit Otto Erich Hartleben: „Versöhnung mit Hartleben.“ [Tb] Der persönliche Verkehr zwischen Wedekind und Otto Erich Hartleben war Anfang 1897 abgebrochen, nach den gescheiterten Versuchen Wedekinds, seine Dramen durch die Dramatische Gesellschaft zu Berlin (deren Vorstandsmitglied Hartleben war) aufführen zu lassen (siehe Wedekinds Korrespondenz mit Otto Erich Hartleben vom 14.11.1896 bis 18.1.1897). mit den Worten auf mich zu: „Ich
weiß nicht, ob Sie sich meiner noch erinnern, mein Name ist Otto Erich.“ Ich
werde morgen (Mittwoch)am 5.10.1904, an dem Wedekind notierte: „Besuch bei Halbe.“ [Tb]
Max Halbe notierte am 5.10.1904: „Besprechung m. Popp über einen Brf. Wedekinds, worin er mir sein Kommen ankündigt. Ich verstehe das nicht. – Wedek. war um 5 da, ging resultatlos wieder weg. Jetzt ist es wohl definitiv aus.“ [Tb Halbe] Max Halbe sprach bei einem Beisammensein im Hoftheater-Restaurant am 8.10.1904 mit Franz Blei, Hermann Popp und Eduard von Keyserling über Wedekind: „im H.-R. m Blei, Popp, Keys. Viel von Wedek.“ [Tb Halbe]
um fünf Uhrum 17 Uhr. Wedekind war pünktlich (siehe oben). zu DirMax Halbe wohnte in der Wilhelmstraße 2 (3. Stock) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1905, Teil I, S. 177]. kommen um Dir zu sagen:
„Ich weiß nicht, ob Du Dich meiner noch erinnerst, mein | Name ist Frank.“ Ich
rechne dabei mit der Thatsache, daß Du mich abweisen läßt. Dann ist dieser Gang
zu Dir ein Mißerfolg gewesen, aber ein Mißerfolg, den ich mir, dessen bin ich
gewiß, Zeit meines Lebens zur Ehre anrechnen werde. Es steht Dir ja aber auch
frei, mich erst abzuweisen, nachdem Du gehört hast, weshalb ich komme
und was ich Dir sagen möchte.
Mit bestem Gruß
Frank.
4 X 04Wedekind notierte am 4.10.1904: „Brief an Halbe.“ [Tb] Max Halbe hatte am 4.10.1904 Geburtstag: „Ich bin heute 39 Jahre alt. ‚Denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon‘ [...] Ich fühle mich niedergedrückt u. schwermüthig. [...] Abends Herrengesellschaft, sehr fidel.“ [Tb Halbe] Die Beziehung zwischen Wedekind und Max Halbe war seit längerer Zeit gestört, was den vorliegenden eigenartigen Geburtstagsbrief und die Tatsache erklärt, dass Wedekind bei der Geburtstagsfeier nicht dabei war..