Lieber, hochverehrter Herr Jeßner!
Durch die angekündigte EröffnungsvorstellungWedekind notierte am 31.8.1912: „Eröffnungsvorstellung des neuen Thaliatheaters.“ [Tb] Er war unter den Gästen der Festvorstellung zur Eröffnung des Neubaus des Thalia-Theaters (Direktion: Max Bachur) in Hamburg, bei der sein Einakter „Der Kammersänger“ gespielt wurde (nach einem Festspiel von Otto Ernst sowie Einaktern von Goethe und Paul Heyse): „Thalia-Theater. Sonnabend, 31. August 1912. [...] Fest-Vorstellung zur Eröffnung des neuen Hauses. Der Einzug. Festspiel von Otto Ernst. Die Laune des Verliebten. Ein Schäferspiel in Versen und einem Akt von Goethe. Unter Brüdern. Lustspiel in einem Akt von Paul Heyse. Der Kammersänger. Drei Szenen von Frank Wedekind.“ [Hamburger Nachrichten, Jg. 121, Nr. 408, 31.8.1912, Morgen-Ausgabe, 1. Beilage, S. (4)] In der Presse war angekündigt: „Das neue Thalia-Theater wird am 31. August festlich eröffnet. Einem Festspiel von Otto Ernst folgen drei Einakter von Goethe, Paul Heyse und Frank Wedekind, die eine Art Programm für das neue Haus bedeuten sollen.“ [Altonaer Nachrichten, Jg. 63, Nr. 373, 10.8.1912, Abend-Ausgabe, S. (2)] des neuen
Thaliatheaters erteilen Sie mir eine Auszeichnung, wie ich sie in den zwanzig
Jahren meiner schriftstellerischen Arbeit noch von keiner Seite erfahren habe.
Sie teilen fürstliche Ehren aus und lassen dem Beschenkten nur den Zweifel, ob
er sie mehr Ihrem Mut oder Ihrem großen künstlerischen Können verdankt.
Für die ernsten nachhaltigen Erfolge, zu denen Ihre
Bühnenkunst meiner Arbeit ver|half, würde ich mich als Ihr größter
Schuldner fühlen, wenn nicht die ersten literarischen Dramatiker Deutschlands
Ihnen genau in derselben Weise verpflichtet wären. Erlauben Sie mir daher, das
persönliche außer Acht zu lassen und Ihnen zu der hohen Stellung, die Sie im
Kunstleben Deutschlands einnehmen, meinen frohen, herzlichen Glückwunsch
auszusprechen.
Mit schönsten Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.
München, 11. August 1912.