W. R.
Sehr geehrter Herr Wedekind,
ich kann mir nicht versagen, Ihnen diese Arbeit zu
überreichenBeilage war Walther Rathenaus unter Pseudonym soeben in der „Zukunft“ veröffentlichter Aufsatz [vgl. Ernst Reinhart: Von Schwachheit, Furcht und Zweck. Ein Beitrag zur Erkenntnis menschlichen Wesens. In: Die Zukunft, Jg. 13, Nr. 7, 12.11.1904, S. 223-239]., die ein paar WorteWalther Rathenau hat in seinem Aufsatz (siehe oben) über Wedekinds Werk, ohne den Namen zu nennen, in historischer Perspektive geschrieben: „Die Dichtung begann mit Göttern und Heroen. [...] Von den jüngeren Meistern dieser Kunst hat Einer, den allein von allen vielleicht ein Hauch neuzeitlicher Genialität beseelt, Werke geschaffen, deren Kraft, unabhängig von aller Ethik, im naturgeschichtlichen Vorgang sozusagen und in der bloßen Tragik der Situation zu ruhen scheint, so daß seine Dramen mehr eine Reihe tragischer Bilder denn Tragoedien im früheren Sinn genannt werden müssen.“ [Die Zukunft, Jg. 13, Nr. 7, 12.11.1904, S. 236] über meine Vorstellung von Ihrem Werk enthält.
Meiner Abneigung gegen P. persönliche Dinge zum Trotz
hätte ich vielleicht gewagt, Ihren Namen zu nennen, wenn ich hätte glauben
dürfen, dass diese Vorstellung Ihrer eigenen sich nähert. |
Ich hoffe dass Ihre nächste Anwesenheit in Berlin mir die
Freude bringt, Sie zu sehen, und begrüsse Sie
in Hochachtung und Ergebenheit
Dr W Rathenau.
– 12.11.04 –
3. Victoriastr.
Berlin.