An die tit. Direktion des Deutschen Theaters
Berlin.
Sehr geehrter Herr Reinhardt!
In Erwiderung Ihrer geehrten Zeilen vom 7. Januar 1907nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Max Reinhardt an Wedekind, 7.1.1907.
theile ich Ihnen mit daß ich sehr gerne bereit bin an der von Ihnen geplanten
TourneeDas Ensemble des Berliner Deutschen Theaters (Direktion: Max Reinhardt) ging mit „Frühlings Erwachen“ auf Gastspielreisen [vgl. KSA 2, S. 921f.]; es gastierte mit dem Stück unter anderem am 12.2.1907 am Residenztheater in Dresden, am 11.5.1907 in Budapest, am 18.5.1907 am Lobe-Theater in Breslau, am 28.5.1907 am Schauspielhaus in Frankfurt am Main, am 30.5.1907 am Residenztheater in Wiesbaden, am 3.6.1907 am Residenztheater in Köln, am 12.6.1907 am Stadttheater in Teplitz, am 28.6.1907 in Prag, am 8.8.1907 am Thalia-Theater in Hamburg, am 30.8.1907 am Theater an der Wien in Wien, am 22.11.1907 in Amsterdam, am 23.11.1907 in Rotterdam [vgl. KSA 2, S. 955-961]. mit „Frühlings Erwachen“ theilzunehmen und daß ich dementsprechend das
Stück keiner andern Bühne übergeben werde. Daß in München eine von Herrn
Rüderer veranstaltete VereinsaufführungDr. phil. Josef Ruederer, Schriftsteller in München (Uhlandstraße 4) [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1907, Teil II, Sp. 1294], der über die geplante Tournee des Deutschen Theaters mit „Frühlings Erwachen“ informiert war [vgl. Wedekind an Josef Ruederer, 7.1.1907], organisierte als Vorstandsmitglied für den Neuen Verein (Vorsitzender: Wilhelm Rosenthal) in München [vgl. Adreßbuch für München 1907, Teil III, S. 159] eine Aufführung des Stücks, die realisiert wurde. Der Neue Verein in München veranstaltete am 28.1.1907 eine „Vorstellung von Wedekinds Kindertragödie ‚Frühlings Erwachen‘ vor den Mitgliedern und geladenen Gästen des Vereins im Schauspielhause“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 60, Nr. 46, 28.1.1907, S. 4]. stattfindet ist Ihnen durch meine
Unterredung mit Herrn Holländermit Felix Hollaender in Charlottenburg (Goethestraße 78), Dramaturg und Regisseur am Deutschen Theater (Direktion: Max Reinhardt) in Berlin, zu dessen Vorstand er gehörte [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 286]. Wedekind hatte für sein Stück „Musik“ gehofft, es „durch Vermittlung Felix Hollaenders [...] am Deutschen Theater in Berlin zur Aufführung bringen zu können“ [KSA 6, S. 793], was sich nicht realisierte. Er hat dem Dramaturgen „Musik“ am 11.10.1906 persönlich überbracht: „Ich hole Holländer im Theater ab übergebe ihm ‚Musik‘“ [Tb] – gemeint sein dürfte die Unterredung bei dieser Gelegenheit. bekannt.
Über mein Stück „Musik“ bin ich jederzeit bereit, bin
ich jederzeit bereit mit Ihnen zu den üblichen Bedingungen, wie sie bei
„Frühlings Erwachen“ innegehalten | abzuschließen auch wenn die ErstaufführungDie Uraufführung von „Musik“ war zwar für die Kammerspiele angekündigt [vgl. Ein neues Stück von Wedekind. In: Berliner Tageblatt, Jg. 36, Nr. 64, 5.2.1907, Morgen-Ausgabe, S. (3)], eine Inszenierung in den Kammerspielen des Deutschen Theaters in Berlin kam aber erst am 9.10.1913 zustande (Regie: Eduard von Winterstein). Uraufgeführt wurde „Musik“ am 11.1.1908 am Intimen Theater in Nürnberg (Regie: Emil Meßthaler). Wedekind hat „Musik“ in Berlin zuerst am 9.12.1907 auf einer Lesung präsentieren können.
erst für die nächste Spielzeit 1907/08 festgesetzt wird und bitte Sie einen
dementsprechend gehaltenen Vertrag aufzusetzen.
In vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebener
Frank Wedekind.
Berlin 17.1.1907.