Sehr geehrter Herr Kraus!
eben komme ich von Reichenhall zurückWedekind war vom 1. bis 4.9.1904 auf einer Gastspielreise in Bad Reichenhall, wo er am 1. und 3.9.1904 [vgl. Tb] im Kurtheater (Direktion: Otto Milrad) [vgl. Neuer Theater Almanach 1905, S. 539] in der Titelrolle seines Einakters „Der Kammersänger“ auftrat [vgl. Seehaus 1964, S. 376, 732]. Die beiden Vorstellungen waren im Spielplan des „Kurtheater Bad Reichenhall“ urprünglich für den 1. und 2.9.1904 angekündigt: „Donnerstag, 1. September: ‚Der Kammersänger‘ [...]; Freitag, 2.: ‚Der Kammersänger‘“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 57, Nr. 403, 30.8.1904, Vorabendblatt, S. 4]. Wedekind notierte am 4.9.1904 „Fahre Mittags nach München zurück.“ [Tb] Den vorliegenden Brief hat er frühestens zwei Tage nach seiner Rückkehr aus Bad Reichenhall geschrieben, nach dem Treffen mit Franz Blei (siehe unten). und beeile mich Ihnen das ManuscriptDie Beilage, das Manuskript „Das Lied vom armen Kind“ [KSA 1/III, S. 152-155] noch ohne Noten, das dann mit Noten in der „Fackel“ erschien [vgl. Frank Wedekind: Das Lied vom armen Kind. In: Die Fackel, Jg. 6, Nr. 167, 26.10.1904, S. 15-17], ist nicht überliefert. zu schicken. Verzeihen Sie die Verzögerung, aber Sie wissen ja, wie wir Münchner mit Arbeit überladen sind.
Blei läßt Sie bestens grüßenFranz Blei hatte Karl Kraus bei seinem Besuch in München am 28.8.1904 gesehen, wie Wedekind notierte: „Blei Kraus Schennis und ich im Theaterrestaurant.“ [Tb] Wedekind traf Franz Blei am 6.9.1904: „Blei zahlt mir M. 200 zurück und schenkt mir seine Novelle“ [Tb], der ihm bei dieser Gelegenheit wohl erzählte, er werde noch an Karl Kraus schreiben, und Wedekind gebeten haben dürfte, Grüße auszurichten..
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
FrWedekind.