Herrn
Frank Wedekind
München
Prinzregentenstr 50
Hochverehrter Herr Wedekind.
WirWaldemar Bonsels, Schriftsteller und Verleger in München (Leopoldstraße 77) [vgl. Adreßbuch für München 1909, Teil I, S. 57], der Maler, Radierer und Professor an der Akademie der bildenden Künste Peter Halm (Malsenstraße 66) [vgl. Adreßbuch für München 1909, Teil I, S. 196], die Bildhauerin Clara Geiger (geb. Weiß) und ihr Ehemann, der Maler, Zeichner und Grafiker Willi Geiger (Ludwigstraße 17b) [vgl. Adreßbuch für München 1909, Teil I, S. 158] sowie der Maler, Radierer und Buchillustrator Carl Strauss, der lange in München gelebt hatte. Wedekind notierte am 10.2.1909 in München: „Waldemar Bonsels kommt mit Frau Geiger, die ihn verführt hat und deren Mann sich scheiden lassen will.“ [Tb] haben alle gehofft Sie hier zu treffenin der Torggelstube (siehe unten), Wedekinds Stammlokal. Wedekind aber war nicht in München, sondern seit dem 31.1.1909 zu einem Gastspiel in Frankfurt am Main; er reiste von dort am 6.2.1909 wieder zurück nach München [vgl. Tb].. Nehmen Sie, bitte,
unser aller verehrungsvolle Grüße
Ihr
WBonsels
Hezl Gruß
Halm. Clara Geiger
Verehrungsvollen Gruß Willi Geiger
Carl Strauss |
Wein-Restaurant
„Torggelstube“
München
Freudig lenke den
Schritt nach des „Torggelhaus“ gastlicher Stätte; Frohsinn u. köstlicher Trank
harren des Dürstenden hier.
Frisch an Seele und
Leib ziehst weiter Du dann Deine Straße, bald doch führt Dich zurück, froh guter
Einkehr, der Weg.
(A Rauschenbuschder Gastwirt August Rauschenbusch (Platzl 8) [vgl. Adreßbuch für München 1909, Teil I, S. 443], Pächter des Weinlokals Zur Torggelstube (Platzl 8) [vgl. Adreßbuch für München 1909, Handels- und Gewerbe-Adreßbuch, S. 256] seit dem 1.9.1902 [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 55, Nr. 405, 2.9.1902, General-Anzeiger, S. 1]. In einem Nachruf auf ihn heißt es: „Er führte als Erster die Torggelstube am Platzl zu jener Zeit, da in dieser Weinwirtschaft noch Max Halbe, Wedekind und viele andere bekannte Schriftsteller und Künstler Einkehr hielten.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 83, Nr. 341, 15.12.1930, S. 3].