T. W.
München, 23.III.09.
Sehr geehrter Herr,
ich war jetzt anlässlich verschiedener Vorträge länger verreistWedekind war auf Vortragsreise – vom 12. bis 14.3.1909 in Dresden (Lesung beim Dresdner Goethebund am 13.3.1909) sowie nach einem Zwischenstopp in München vom 16. bis 19.3.1909 in Budapest (17.3.1909 Lesung im Hotel Royal) und Wien (am 18.3.1909 im Bösendorfer Saal) [vgl. Tb]., und konnte daher nicht früher auf Ihr geehrtes Schreiben vom 8./III.nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Ernst August Saatweber an Wedekind, 8.3.1909. antworten. Nun hat es mit den Dekorationen zu Rabbi EsraDie „Scenerie“ im Dialog „Rabbi Esra“ (1906): „Eine enge, schmutzige, mittelalterliche Trödelbude.“ [KSA 6, S. 10] absolut keine Schwierigkeit.
Zu Rabbi Esra genügen 3 graue | Wände, Mittelthür, links vom Schauspieler eine Ottomanesofaähnliche, gepolsterte Sitzbank mit halbrunden Armlehnen. mit Sammtdecke, rechts ein Tisch mit Sessel, auf dem Tisch 2 alterthümliche, dicke Bücher, rechts neben der Thür noch ein Sessel oder eine Bank. Nur sollen die Sachen nicht zu modern aussehen, weil wir Renaissance CostümeFrank und Tilly Wedekind spielten im Dialog „Rabbi Esra“ (1906) bei der Matinee am 28.3.1909 im Stadttheater in Barmen die beiden Rollen des Rabbi und seines Sohnes Moses. Rabbi Esra trägt „Kaftan, Käppchen und Korkenzieherlocken“, Moses ist als „idealisierter mittelalterlicher Scholar in schwarzem Atlas-Wams und schwarzseidenen Kniehosen, [...] von einer Dame gespielt.“ [KSA 6, S. 10] Die „Barmer Zeitung“ vom 30.3.1909 meinte: „Dem ‚Kammersänger‘ vorauf ging eine andere Scene ‚Rabbi Esra‘, in der der Dichter einen alten Rabbiner in allen äußerlichen Momenten sehr charakteristisch verkörperte“ [KSA 6, S. 350]. anhaben.
Zu Kammersänger finden Sie die Angabe der DekorationenDie „Szenerie“ im Einakter „Der Kammersänger“ (1899), bis dahin lag die 3. Auflage von 1900 im Albert Langen Verlag vor [vgl. KSA 4, S. 333], ist detailliert angegeben: „Salonähnliches Zimmer im Hotel. Mitteltür, Seitentüren. Links vorn ein Fenster mit schweren, geschlossenen Gardinen. Rechts ein Flügel. Hinter dem Flügel ein japanischer Paravent, der den Kamin deckt. Große, offene Koffer stehen umher, riesige Lorbeerkränze liegen über die Fauteuils gelehnt. Eine Unmenge Blumenbuketts stehen im Zimmer verteilt. Ein Stoß Buketts liegt aufeinandergeschichtet auf dem Flügel.“ [KSA 4, S. 13] im Buch. Ich würde Ihnen Bücher schicken, wenn ich selbst welche | vorräthig hätte. Sic/e/h brauchen ja auch nur zwei, für Prof. DühringDie Rolle des Professor Dühring im Einakter „Der Kammersänger“ spielte bei der Wedekind-Matinee am 28.3.1909 Paul Barnay [vgl. Seehaus 1973, S. 152], Schauspieler am Stadttheater in Barmen [vgl. Neuer Theater-Almanach 1909, S. 259]. u. für die SoufleuseSchreibversehen, statt: Souffleuse. Käthe Klockmann war seinerzeit Souffleuse des Schauspiels am Barmer Stadttheater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1909, S. 259]..
Hauptsache sind: Mittelthür, Seitenthüren, das Fenster rechts vorn mit geschlossenen Gardinen hinter denen Miss Coeurne steht, links Flügel oder Pianinokleines Piano, Klavier., ein Paravent hinter dem die Klavierlehrerin sitzt, 2 Koffer mit Herrenkleidern, viele Blumen und Lorbeerkränze überall, auf dem Klavier den Fauteuilsfauteuil (frz.) = Sessel. etz., in der Mitte ein Tisch mit 2 Stühlen. Tinte u. Feder, einige Photographien. |
Für Ihre liebenswürdige Einladung besten Dank.
Mit vorzüglicher Hochachtung,
Frank Wedekind.