8.11.14
Lieber Frank Wedekind!
Herzlichen Dank für die große Freude, die Sie mir
mit Ihrem lieben Briefvgl. Wedekind an Hermann Bahr, 6.11.1914. gemacht! Aus München zurückin Salzburg, wo Hermann Bahr seit 1912 wohnte – die Presse vor Ort hatte seinerzeit berichtet, dass „der bekannte Schriftsteller Hermann Bahr [...] sich jetzt in Salzburg ansässig gemacht hat“ [Salzburger Chronik, Jg. 48, Nr. 53, 5.3.1912, S. 7]. Hermann Bahr hat am 27.10.1914 im Münchner Hotel Vier Jahreszeiten um 20 Uhr einen vom Schutzverband deutscher Schriftsteller (Ortsgruppe München) veranstalteten Vortrag mit dem Titel „Kriegssegen“ gehalten, dessen „Reinertrag [...] allen durch den Krieg in Notlage geratenen Schriftstellern und Journalisten zugute“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 67, Nr. 552, 28.10.1914, Vorabend-Blatt, S. 4] kommen sollte. Den in der Presse zitierten Auszügen zufolge beschwor er kriegsbegeistert „das deutsche Wesen“ und erläuterte den Vortragstitel entsprechend: „Wir alle, so weit in der weiten Welt Deutsche sind, segnen diesen Krieg.“ [v.H.: Vortrag von Hermann Bahr. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 67, Nr. 554, 29.10.1914, Vorabend-Blatt, S. 3] Wedekind hat den Vortrag besucht, wie er am 27.10.1914 lapidar notierte: „Hermann Bahr Vortrag.“ [Tb], bekam ich eine
Beinhautentzündung mit allem Zubehör von Fieber, Kopfschmerz und namenloser
Müdigkeit, so bin ich heute noch unfähig Ihnen mehr zu sagen als daß wenn Sie
mein Werk des teuren Namens | dem es gewidmet
istDie gedruckte Widmung lautet: „Meinem lieben Frank Wedekind in herzlicher Freundschaft zum fünfzigsten Geburtstag“, datiert „Salzburg Pfingsten 1914“ [Hermann Bahr: Der Querulant. Komödie in vier Akten. Berlin 1914, S. (7)]., nicht ganz unwert finden, dies mir das Schönste ist, was
ich darüber hören kann.
In alter herzlicher Verehrung und mit den
schönsten Grüßen von uns Beiden, auch an Ihre liebe Frau,
Ihr getreuer
Hermann Bahr