27. Juli 1916
Dir.Die Direktion des Drei Masken Verlags (Nollendorfstraße 13/14) lag in den Händen von Ludwig Friedmann, der als Geschäftsführer ausgewiesen ist [vgl. Berliner Adreßbuch 1917, Teil I, S. 507]. Die folgenden Kürzel auf dem Durchschlag waren nicht aufzulösen (vermutlich gehörten sie zu Geschäftszeichen, die auf dem Durchschlag nur in dieser Form greifbar sind). IE G
Herrn Frank Wedekind
München
Prinzregentenstr. 51
Sehr
geehrter Herr!
Ich bestätige den Empfang Ihres Schreibens vom 22.
d.Mts.vgl. Wedekind an Ludwig Friedmann, 22.7.1916., das, soweit die Frage der Berliner Annahme des „Schnellmaler“ in
Betracht kommt, durch unseren Telegrammwechselnicht überlieferte Telegramme; erschlossene Korrespondenzstücke: Drei Masken Verlag an Wedekind, 24.7.1916; Wedekind an Drei Masken Verlag, 24.7.1916. bereits überholt ist. Ich hoffe
also in dieser AngelegenheitGeorg Altmans Vorhaben, „Till Eulenspiegel“ am Kleinen Theater in Berlin aufzuführen, hat sich zerschlagen. Wedekind notierte am 1.8.1916 im Tagebuch: „Altman hat Eulenspiegel abgelehnt.“ in den nächsten Tagen Ihren gefälligen Bescheid
über die Stellungnahme Altmann’sGeorg Altman, Direktor des Kleinen Theaters in Berlin [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1917, S. 292], hatte vor, „Till Eulenspiegel“ (1916) am Kleinen Theater aufzuführen. „Das Vorhaben zerschlug sich.“ [KSA 8, S. 610] Wedekind notierte am 1.8.1916: „Altman hat Eulenspiegel abgelehnt.“ [Tb] zu erhalten.
Nochmals möchte ich auf den Punkt zurückkommen
betreffend Kollusionsgefahr, die durch eine Annahme„Der Schnellmaler“ (1889) wurde an den Kammerspielen des Deutschen Theaters (Direktion: Max Reinhardt, Direktion in der Sommerspielzeit: Maximilian Sladek) [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1917, S. 287-290] in Berlin unter der Regie von Berthold Held neu inszeniert (Premiere: 2.9.1916) [vgl. KSA 2, S. 619]. Wedekind schickte kurz darauf ein Exemplar seines Stücks nach Berlin [vgl. Wedekind an Maximilian Sladek, 3.8.1916]. des „Schnellmaler“ am
Deutschen Theater für den mit Bernauer und Meinhard projektierten AbschlussEine Inszenierung von Wedekinds Posse „Der Schnellmaler“ an einer der drei Bühnen (Berliner Theater, Theater in der Königgrätzer Straße, Komödienhaus) unter der Direktion von Carl Meinhard und Rudolf Bernauer [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1917, S. 280f.] kam nicht zustande. entstehen
könnte, e/E/inmal habe ich der Wahrheit gemäss Bernauer mitgeteilt, dass ich ihm ein neues Werk
von Ihnen nicht überlassen könne, weil Altmann eine Option auf den „Till
Eulenspiegel“ u.
den Schnellmaler habe,
und wir waren infolgedessen zu dem bekannten Ausweg gelangt, Bernauer Ihr
nächstes neuestes Werk zu versprechen. Wenn jetzt also das Deutsche Theater den
„Schnellmaler“ erwerben würde, so muss dies begreiflicherweise Bernauer vor den
Kopf stossen, und dies um|umsomehrSchreibversehen (Silbendopplung nach Seitenwechsel), statt: umsomehr., als es sich gerade um dasjenige Theater
handelt, gegen dessen Praktiken, wie Sie aus dem Brief Meinhardsein Brief von Carl Meinhard an Ludwig Friedmann, den dieser Wedekind hat zukommen lassen, wie aus einem Brief Wedekinds hervorgeht [vgl. Wedekind an Ludwig Friedmann, 6.8.1916]. ja werden
ersehen habenm/,/ Bernauer und Meinhard Front
machen, wobei es uns natürlich nichts angeht, auf welchen Grund dies[e] wohl
gegenseitige Antipathie zurückzuführen ist.
Ich nahm dankend zur Kenntnis, dass Müller ein Exempl[ar]
des „Till Eulenspiegel“ sofort zum Druck gegeben hat, und dass wir in etwa 4
Wochen mit gedruckten Exemplaren des Werk[es] rechnen können. Da ich das uns
übersandte Exemplar nicht ge[rn] aus der Hand geben wollte, habe ich so schnell
als möglich Maschinenabschriften herstellen lassen und von diesen eine am
25. d.Mts. an Dr. Altmann gesandt, gleichzeitig die übrigen Exemplare an einige
andere Theater. Ich hoffe, dass wir also sobald nach der Uraufführung
des „Schnellmaler“ Exemplare des Werkes erhalten werden, möchte mich aber wegen
des mit den Kammerspielen abzuschliessenden Vertrages bereits jetzt mit
Direktor BingBenno Bing übernahm gemeinsam mit Hermann Sinsheimer die Direktion der Münchner Kammerspiele [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1917, S. 504], in Nachfolge von Erich Ziegel, der mit der Uraufführung von Wedekinds Jugendstück „Der Schnellmaler“ am 29.7.1916 „seine Abschiedsvorstellung von den Kammerspielen“ [KSA 2, S. 618] gab. in Verbindung setzen, weil es mir, geschäft[lich] gesprochen,
offen gestanden, bedenklich erscheint erst nach de[r] Aufführung mit den
Kammerspielen über die Höhe der Prozente zu verhandeln.
Was die VertragsangelegenheitDer Drei Masken Verlag übernahm am 1.10.1916 vom Georg Müller Verlag die Bühnenvertriebsrechte für Wedekinds Werke [vgl. Wedekind an Georg Müller, 23.6.1916]; der Georg Müller Verlag hatte noch ungeklärte Unstimmigkeiten mit Wedekinds früheren Verlagen, dem Albert Langen Verlag und dem Bruno Cassirer Verlag. anbetrifft, so kann es
uns wohl gleichgültig sein, ob Georg Müller Regressansprüche an Cassirer oder
LangerSchreibversehen, statt: Langen. stellen wird. |
Ich werde mir erlauben Ihnen in nächster Zeit einen
Vertragsentwurf für den Bühnenvertrieb Ihres Werks zu übersenden, der vom 1.
Oktober d.J. an gelten soll.
Mit besten Empfehlungen und ausgezeichneter Hochachtung
Ihr sehr ergebener