München 22.7.16.
Sehr geehrter Herr
Friedmann!
In Erwiderung Ihrer
beiden geehrten Schreiben vom 20.vgl. Ludwig Friedmann an Wedekind, 20.7.1916. und 21.nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Ludwig Friedmann an Wedekind, 21.7.1916. theile ich Ihnen folgendes mit:
Ich habe im ganzen fünf
Abschriften von Eulenspiegel herstellen lassen. Einer wurde sofort von Müller
in die DruckereiWedekinds Komödie „Till Eulenspiegel“ erschien 1916 im Georg Müller Verlag in München. „Druckvorlage ist das Typoskript gewesen“, das vom 11. bis 17.7.1916 „entstanden war.“ [KSA 8, S. 424] geschickt. Müller versichert fest, daß in vier Wochen
gedruckte Exemplare fertig sein werden. Ob es daher nötig ist, das Manuskript
noch einmal zu verf/v/ielfältigen muß ich Ihnen überlassen. Das an Sie
gesandte ExemplarHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben zur Sendung; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Ludwig Friedmann, 19.7.1916. Wedekind hatte am 17.7.1916 „Eulenspiegel fertig diktiert“ [Tb] und sandte Ludwig Friedmann daraufhin ein Typoskript „Till Eulenspiegel. Komödie in vier Aufzügen“ (1916), das „nicht erhalten“ [KSA 8, S. 424] ist. | werden Sie vielleicht gleich an Herrn Dr. AltmanDr. phil. Georg Altman, Direktor des Kleinen Theaters in Berlin [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1917, S. 292], plante, „Till Eulenspiegel“ am Kleinen Theater aufzuführen, was nicht realisiert wurde. weiter schicken. Den „Schnellmaler“ hat
Müller gleichfalls in DruckWedekinds Posse „Der Schnellmaler oder Kunst und Mammon“ (1889) erschien überarbeitet in 2. Auflage 1916 im Georg Müller Verlag in München [vgl. KSA 2, S. 552]. gegeben. Da sich durch die ProbenDie Proben für die Uraufführung von „Der Schnellmaler“ an den Münchner Kammerspielen (Direktion: Erich Ziegel) am 29.7.1916 unter der Regie von Erich Ziegel, der auch die Hauptrolle spielte [vgl. KSA 2, S. 618], hatten vor einigen Tagen begonnen. Wedekind notierte am 16.7.1916: „Erich Ziegel kommt zum Thee. Schnellmaler durchgesprochen“ [Tb], am 17.7.1916: „Kostümprobe“ [Tb]. aber noch
Änderungen ergeben haben, hätte es wol wenig Zweck mit dem die
ursprüngliche Fassung jetzt noch an jemanden gelangen zu lassen. Über die zu
zahlenden Prozente habe ich mit Direktor BurrgSchreibversehen, statt: Burg. Eugen Burg war Spielleiter und Schauspieler am Berliner Theater, am Theater in der Königgrätzer Straße und am Komödienhaus in Berlin (Direktion der drei Bühnen: Carl Meinhard und Rudolf Bernauer) [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1916, S. 281]. Möglicherweise hatte Wedekind „BURRY“ [KSA 8, S. 471] beim Schreiben im Kopf, eine Figur in „Oaha“ (ihr Vorbild war der „Simplicissimus“-Zeichner Eduard Thöny), die in der Überarbeitung „Till Eulenspiegel“ dann „SCHUSTERBAUER“ [KSA 8, S. 94] heißt. noch gar nicht gesprochen und
weiß auch nicht was er zu zahlen bereit ist. Ich wollte diese VerhandlungenSie waren nicht erfolgreich. Eine Inszenierung von „Der Schnellmaler“ in einem der drei Theater unter der Direktion von Carl Meinhard und Rudolf Bernauer (Berliner Theater, Theater in der Königgrätzer Straße, Komödienhaus) kam nicht zustande.
Ihnen überlassen und glaubte, daß sich nach erfolgter Aufführung, die ja
immerhin ein zweifelhaftes Wagnis ist, besser darüber | verhandeln ließe als vorher.
Die Erstaufführung soll am 28 oder 29 JuliDie Uraufführung von „Der Schnellmaler“ fand in Anwesenheit Wedekinds am 29.7.1916 an den Münchner Kammerspielen statt, zugleich die Abschiedsvorstellung des Direktors, Regisseurs und Schauspieles Erich Ziegel von den Münchner Kammerspielen [vgl. KSA 2, S. 618]., nächsten Freitag oder Sonnabend
sein. Herr Dr. Altman ist von dem Termin
übe unterrichtetHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Georg Altman, 21.7.1916.. Übrigens interessiert sich„Der Schnellmaler“ wurde am 2.9.1916 am Deutschen Theater in Berlin (Regie: Berthold Held) neu inszeniert [vgl. KSA 2, S. 619]. auch das Deutsche Theater
soweit für Schnellmaler, als Herr Dr. ReißDer Verleger Erich Reiß in Berlin (Wichmannstraße 10) [vgl. Berliner Adreßbuch 1917, Teil I, S. 2346] war dem Deutschen Theater ganz praktisch verbunden (in seinem Verlag erschienen die „Blätter des Deutschen Theaters“). Er war zu Besuch in München, wo Wedekind ihn dem Tagebuch zufolge mehrfach traf – am 18.7.1916 im Café Luitpold („C.L. mit Erich Reiß“), am 23.7.1914 zuhause („Erich Reiß kommt zum Thee“), am 24.7.1916 im Hoftheater-Restaurant („HTR mit Erich Reiß“) und andernorts nochmals am 28.7.1916 („Abend mit Friedenthal und Reiß in der Odeon Bar“). Die Uraufführung von „Till Eulenspiegel“ an den Münchner Kammerspielen wurde aber in diesen Tagen nicht realisiert; sie fand erst am 1.12.1916 statt [vgl. KSA 8, S. 610]. hier
in München bleiben will um der Erstaufführung beizuwohnen.
Über die VertragsangelegenheitDifferenzen des Georg Müller Verlags mit Wedekinds früheren Verlagen, dem Albert Langen Verlag und dem Verlag Bruno Cassirer. hat mir Georg Müller
geschriebenHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Georg Müller an Wedekind, 21.7.1916., er werde gegen Bruno Cassirer oder Albert Langen Prozeß führen.
Das Bestehenbleiben meiner KündigungWedekind hatte dem Georg Müller Verlag die Bühnenvertriebsrechte an seinen Werken zum 1.10.1916 gekündigt [vgl. Wedekind an Georg Müller, 23.6.1916]. Sie gingen an den Drei Masken Verlag, dessen Geschäftsführer Ludwig Friedmann war. ist, soweit ich die Sache ansehen, | dadurch
nicht berührt.
Für die von Ihnen ausgesprochene Bereitwilligkeit, sich für
Gastspiele von mir zu verwenden zu wollen, empfangen Sie verbindlichen
Dank.
In dem ManuskriptEin als Reinschrift angelegtes Manuskript von „Till Eulenspiegel“ ist unvollständig erhalten [vgl. KSA 8, S. 423]. von „Till Eulenspiegel“ ersuche ich Sie am
Kopf von Seite 20 19 bemerken zu wollen ‒ 19 und 20 ‒. Vom Text fehlSchreibversehen, statt: fehlt. in dem Manuskript nicht ein
Wort. Es handelt sich lediglich um einen Schreibfehler
In
vorzüglicher Hochschätzung
Frank Wedekind.