19/7 913
Dr. Arthur Schnitzler
Wien XVIII. Sternwartestrasse 71
verehrter Herr
Wedekind,
erst heute, da
bei uns alles wieder in Ordnung ist und wir uns zur AbreiseArthur Schnitzler reiste am 23.7.1913 mit seiner Frau Olga Schnitzler und seinem Sohn Heinrich Schnitzler von Wien ab in den Sommerurlaub nach Brioni. Seinem Tagebuch zufolge war er dafür seit dem 20.7.1913 am Packen. rüsten, dank ich
Ihnen für Ihre lieben theilnahmsvollen Zeilenvgl. Wedekind an Arthur Schnitzler, 11.6.1913., die Sie anläßlich der Erkrankung
unsres Sohnes an uns gerich|tet haben. Glücklicherweise ist die Sache von
Anfang an leicht verlaufen, und wir hatten mehr Unannehmlichkeiten als Sorge.
Sie, mein sehr
verehrter lieber Herr Wedekind u Ihre lie/ve/rehrte Gattin bei guter
GelegenheitWedekinds kurzer „Besuch bei Schnitzler“ [Tb] am 11.6.1913 war keine so gute Gelegenheit, da Arthur Schnitzler gerade erst von einer Reise zurück und sein Sohn krank war. wiederzusehenEin Wiedersehen gab es während Arthur Schnitzlers nächstem Aufenthalt in München (25.1.1914 bis 1.2.1914). Olga Schnitzler hatte dort am 26.1.1914 einen Gesangsauftritt, bei dem ihr Gatte „in der 1. Reihe“ [Tb Schnitzler] saß und den auch Frank und Tilly Wedekind besuchten: „Mit Tilly im Konzert Olga Schnitzler“ [Tb]. Ein Beisammensein kam dann am 30.1.1914 zustande. Nachdem Arthur und Olga Schnitzler tagsüber einen Besuch in der Prinzregentenstraße 50 unternommen hatten ‒ „Besuche mit O. Wedekind. Er noch zu Bett; unsichtbar. Tilly nett“ [Tb Schnitzler], sah man sich abends, wie Wedekind festhielt: „Vier Jahreszeiten Bar mit Schnitzler und Frau“ [Tb]; Arthur Schnitzler notierte „Wedekinds“ [Tb Schnitzler, 30.1.1914]. hoffen meine Frau u ich von Herzen. Wie schade dass
wir diesmal Sie beideFrank und Tilly Wedekind waren vom 4. bis 13.6.1913 zu einem Gastspiel in Wien, wo sie die Hauptrollen in „Franziska“ spielten, das am 6.6.1913 am Deutschen Volkstheater Wiener Premiere hatte (weitere Vorstellungen am 9. und 12.6.1913). Arthur Schnitzler empfing am Premierenabend Besuch, unter seinen Gästen einige „von ‚Franziska‘ kommend“ [Tb Schnitzler, 6.6.1913], darunter Wedekinds Münchner Bekannte Elisabeth und Albert Steinrück sowie Lucy und Bernhard von Jacobi. Wedekind seinerseits hat Arthur Schnitzlers Schwager Albert Steinrück am 7.6.1913 in Wien bei dessen Gastspiel in „Franziska“ auf der Bühne gesehen. und „Franziska“Arthur Schnitzler besaß ein vom Autor mit einer Widmung versehenes Exemplar der Erstausgabe von „Franziska“ [vgl. Wedekind an Arthur Schnitzler, 5.12.1911] und hatte das Stück am 6.12.1911 gelesen: „Las Wedekinds Franziska. Schwach, von einer grotesk-dürftigen Phantastik; luftlos, hölzern, aber ohne den Reiz der Puppenkomödie – nur stellenweise ein hellerwerden, dann blitzt die kräftige Eigenart durch, die sonst nur als monomanisches Geschwätz auftritt“ [Tb Schnitzler]. versäumt
haben!
Viele Grüße von
Ihrem
Arthur Schnitzler