Berlin, 19.III.1917.
Sehr verehrter Herr Carl MeinhardCarl Meinhard, Schriftsteller und Theaterdirektor in Berlin (Charlottenstraße 90-92) [vgl. Berliner Adreßbuch 1917, Teil I, S. 1878], war inzwischen gemeinsam mit Rudolf Bernauer Direktor am Theater in der Königgrätzer Straße, eine von drei Bühnen unter ihrer Generaldirektion [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1917, S. 281].!
Nachdem ich gestern um zwei Plätze für die
Mittwoch-Erdgeist-VorstellungDie Vorstellung der erfolgreichen „Erdgeist“-Inszenierung (Premiere: 4.11.1916) unter der Regie von Rudolf Bernauer mit Maria Orska als Lulu im Theater in der Königgrätzer Straße (Direktion: Carl Meinhard und Rudolf Bernauer) am 21.3.1917 (Mittwoch) begann wie üblich um 19.30 Uhr [vgl. Berliner Tageblatt, Jg. 46, Nr. 146, 21.7.1917, Morgen-Ausgabe, 3. Beiblatt, S. (4)]. Wedekind spielte den Dr. Schön, sein sechster Gastspielauftritt, wie er am 21.3.1917 notierte: „Erdgeist 6 fühle mich sehr schwach.“ [Tb] für Herrn Will VesperWedekind war nach der „Erdgeist“-Vorstellung am 18.3.1917 im Habsburger Hof, wie sein Tagebuch belegt („Erdgeist 5. Neue Stellung mit Maria Orska. Habsburger Hof“), wo er Will Vesper begegnet sein dürfte, der ihn wohl um die Vermittlung von zwei Theaterkarten für die Vorstellung am 21.3.1917 gebeten hat. Nach der „Erdgeist“-Vorstellung vom 21.3.1917 war er mit Will Vesper, Wilhelm Windelband, Wilhelm Herzog und Eugen Frankfurter jedenfalls dort: „Mit Vesper, Windelband, Herzog und Frankfurter im Habsburger Hof.“ [Tb] gebetenHinweis auf eine nicht überlieferte schriftliche Bitte; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Carl Meinhard, 18.3.1917., beehre ich mich,
Sie heute noch um einen PlatzWedekind bat für Wilhelm Herzog um eine Theaterkarte für die „Erdgeist“-Vorstellung am 21.3.1917, die er ebenso wie die beiden Karten für Will Vesper erhalten haben dürfte, da er mit beiden Autoren nach der Vorstellung im Habsburger Hof war (siehe oben). für den Herausgeber des ,,Forum“, Herrn Wilhelm
Herzog, zu ersuchen. Darf ich hinzufügen, daß ich bei jeder Vorstellung von
neuem eine tiefinnerliche Freude an der prachtvollen Inscenirung von Erdgeist
erlebe. VorgesternWedekind sah am 17.3.1917 im Theater in der Königgrätzer Straße (Direktion: Carl Meinhard und Rudolf Bernauer) von August Strindbergs zweiteiligem Ehedrama „Totentanz“ (Premiere des 1. Teils in vier Akten am 13.3.1917, Premiere des 2. Teils „Der Vampyr“ in drei Akten am 14.3.1917) unter der Regie von Rudolf Bernauer mit Maria Orska in der Rolle der Judith den 2. Teil, wie er vermerkte: „In Totentanz II (Vampyr) mit Maria Orska.“ [Tb] Beginn der Vorstellung war 19.30 Uhr, angezeigt war „Totentanz II. Teil.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 46, Nr. 139, 17.3.1917, Morgen-Ausgabe, 2. Beiblatt, S. (2)] hatte ich den hohen Genuß, Totentanz erster TheilIrrtum Wedekinds; er sah am 17.3.1917 nachweislich den 2. Teil von August Strindbergs „Totentanz“ im Theater in der Königgrätzer Straße (siehe oben). zu sehen
und beglückwünsche Sie von ganzem Herzen zu dieser monumentalen Schöpfung Ihrer
Bühne.
In ausgezeichneter Hochschätzung Ihr ergebener
Frank Wedekind.