[1. Entwurfsnotiz:]
Ich verpflichte michEntwurf einer Verpflichtungserklärung von Bruno Cassirer, eine Textsorte, die Wedekind während des Streits mit seinem Verleger mehrfach ausprobiert hat. hiermit die Werke Frank Wedekinds nicht
um einen Pfennig theurer an die Buchhändler, Sortimenter zu verkaufenDie fingierte Verpflichtungserklärung reagiert auf die Weigerung von Wedekinds Verleger, die Werke seines Autors zu verkaufen. Das war der Anlass des nur in Entwürfen erhaltenen Briefs, den Wedekind am 30.1.1910 entsprechend charakterisierte: „Brief an Cassirer, der den Verkauf verweigert.“ [Tb] als wie
sie vom Verlag Albert Langen verkauft worden sind.
Sollte ich mich gegen diese Verpflichtung jemals verfehlen dann ver
habe ich an Herrn Wedekind eine Conventionalstrafe von 10,000 Mark (Zehntausend
Mark) zu bezahlen.
[2. Briefentwurf und Entwurfsnotiz:]
Contra
Cassirer.
Auf Ihre Anfrage vom X Xnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Bruno Cassirer an Frank Wedekind, 27.1.1910. kann ich Ihnen nur erwidern, daß
ich so wenig wie irgend möglich mit Ihnen zu thun haben will. Ein armer Teufel
der von Hunger gequält einen anderSchreibversehen, statt: andern. bestiehlt oder beraubSchreibversehen, statt: beraubt. steht mir
himmelhoch über Ihnen der Sie als reicher Mann aus lächerlicher Eitelkeit darauf ausgehen andere
andere Menschen die nichts als den Ertrag Ihrer Arbeit haben um diesen Ertrag
betrügen. Ich sage schreibe
mit vollem Bewußtsein betrügen, denn Sie haben mir vier Jahre fünf Jahre
hindurch die Propaganda die Albert Langen für meine Bücher machte als
unzulänglich und hingestellt und Sie selber haben meinerseits nichts gethan was an diese Propaganda auch nur im
entferntesten heranreicht, sondern außer|dem Maßregeln getroffen, die das
Geschäft mit aller Sicherheit ruinieren mußten. Wenn Sie jetzt noch irgend eine
Antwort von mir haben wollen, dann bitte ich Sie mich vorher wegen
Ehrbeleidigung zu verklagen. Ich muß den geschäftlichen Verkehr mit jemandem,
der sich solchen Vorwürfen gegenüber nicht zu rechtfertigen sucht
schlechterdings ablehnen.
[...]
Wer als Vermittler zu einem Geschäft zu dem ihn niemand
beauftragt hat zu schreiben imstande ist der soll das Vieh hüten gehen oder meinetwegen sein Geld auf Renngäule setzen aber nicht die
Lebensbedingungen seiner Mitmenschen an sich reißen, die zwanzig Jahre
um ihre Posit Stellung gekämpft haben.
[3. Entwurfsnotiz:]
Contra
Cassirer
Wenn Sie im Recht sind, dann können Sie ja auch meine
sämmtlichen Bücher in die Erde vergraben, ohne daß ich mich dagegen
wehren kann.
[4. Entwurfsnotiz:]
Contra
Cassirer
Bekanntlich kann der ärgste Bösewicht nicht so viel Schaden
anrichten wie ein eingebildeter Dummkopf:Die Notiz leitet durch den Doppelpunkt den Briefentwurf an einen nicht identifizierten Theaterdirektor ein [vgl. Wedekind an Unbekannt, 28.1.1910], um darunter mit an Bruno Cassirer adressierten Text fortzufahren. |
[...]
Ich fordere Sie somit öffentlich auf, mir zu erklären, ob Sie
den Ruin meiner Existenz (Frechheit e.ct) noch weiter fortsetzen
wollen!
[5. Briefentwurf:]
Contra
Cassirer
Offener Brief an B
C.
Ich zweifle nicht daran daß Sie ein glücklicher Spekulant auf
Re bei PferderennenEröffnung des Motivfeldes um Pferdewetten und Pferderennen, das Wedekind seinem Verleger charakterisierend zuordnet. In der Tat war Bruno Cassirer außer Verleger auch Pferdezüchter (Traber), besaß einen Rennstall und betrieb Traberrennen. sein mögen. Von den Geschäften, von denen ich seit [Textlücke] verstehen Sie nichts
Ich ersuche Sie noch einmal ein/drin/gend den Verlag
meiner Bücher zu verkaufen, da Ihr Geschäft absolut ungeeignet und unbefähigt
ist meine Interessen zu vertreten. Selbstverständlich behalte ich mir als Autor
die Bestätigung eines eventuellen Verkaufes vor. Unter der wichtigen Begründung,
daß | ich
Ich mache Ihnen den Vorschlag, den Verlag meiner Bücher an
mich zu verkaufen. Wieviel verlangen Sie dafür.
Von den Bühnenvertriebsrechten kann dabei natürlich nicht
die Rede sein.
Ich ersuche Sie dringend um baldige Antwort.
Hochachtungsvoll
FW.
Ich gehe in drei Tagen auf eine vierzehntägige
VortragstournéeWedekind brach am 31.1.1910 zu einer Vortragsreise auf, die ihn zuerst nach Berlin (dort kam es am 1.2.1910 zu einer heftigen Auseinandersetzung mit Bruno Cassirer) und dann am 6.2.1910 nach Düsseldorf führte, von wo aus er am 18.2.1910 zurück nach München fuhr [vgl. Tb]. und wäre dankbar wenn ich vorher eine Antwort von Ihnen bekäme.
Hoch
Habitué(frz.) Stammgast. der Berliner Rennställe/plätze/.