Herrn Max LangheinrichMünchen
Ich erkläreMax Halbe erklärt Max Langheinrich sein Bedauern. Hintergrund war eine Duellforderung nach einer ‚feierlichen‘ Rauferei am 6.7.1904 bei einem Treffen von Max Halbes Münchner Kegelrunde Unterströmung [vgl. Halbe 1935, S. 379f.], zu der Wedekind festhielt: „Schluß Kegelbahn mit Solenner Rauferei“ [Tb]. Max Halbe notierte am 6.7.1904: „Vorbereitungen zur Schlußkegelbahn. Große Betheiligung. Catastrophe m Langheinrich“ [Tb Halbe]; gemeint war eine Duellforderung, die Wedekind am 7.7.1904 überbrachte – „Ich überbringe Halbe eine Pistolenforderung von Langheinrich“ [Tb] – und Max Halbe dazu am 7.7.1904 festhielt: „Wedek., bringt Forderung v. L., die ich annehme. Rücksprache mit Keys., der mein Combattant.“ [Tb Halbe] Wedekind sollte Max Langheinrichs Sekundant sein, Eduard von Keyserling der Max Halbes [vgl. Kutscher 2, S. 75], die aber das drohende Duell durch schlichtendes Eingreifen verhindern konnten. Eduard von Keyserling bat Wedekind um ein Treffen [vgl. Eduard von Keyserling an Wedekind, 8.7.1904] und suchte ihn am 8.7.1904 auf, wie Wedekind notierte: „Tausche mit Keyserling die Entschuldigungen zwischen Langheinrich und Halbe aus“ [Tb]. Wedekind schrieb die vorliegenden „gegenseitigen Entschuldigungen und Ehrenerklärungen“ [Kutscher 2, S. 75], die Eduard von Keyserling an Max Halbe überbrachte (während Wedekind sich entsprechend mit Max Langheinrich verständigt haben dürfte). Max Halbe hielt am 8.7.1904 fest, er müsse die „Erledigung mit Langheinrich abwarten. Mittags kommt Keys. mit gegenseitigen Erklärungen, die ich annehme. Geg. Abend im Hofgarten, wo Keys. mir Langheinrichs Unterschrift bringt.“ [Tb Halbe] Damit hatte sich das drohende Duell erledigt. hiemit, daß ich es bedaure mich
gegen Herrn Max Langheinrich zu Thätlichkeiten habenSchreibversehen, statt: habe. hinreißen zu lassenSchreibversehen, statt: lassen. und
bitte ihn deshalb um Verzeihung
München, den 8 Juli 1904
Herrn Dr. Max Halbe
München
Ich bedaureMax Langheinrich erklärt sich gegenüber Max Halbe vor dem Hintergrund der Rauferei vom 6.7.1904 und seiner nachfolgenden Duellforderung, die sich mit der Entschuldigung auch von seiner Seite erledigte (siehe oben), keineswegs aber die Spannungen im Freundeskreis, insbesondere, was die „konfliktgeladene Freundschaft“ [KSA 1/I, S. 993] zwischen Max Halbe und Wedekind anging. Max Halbe notierte am 9.7.1904 eine Begegnung mit Wedekind und Max Langheinrich (und anderen): „Gest. Nacht beim Heimweg trafen wir Wedek., Lng., Dresslers u.s.w., die mir gefeiert zu haben scheinen. Würdelose Blase!“ [Tb Halbe] Er erinnerte sich am 9.7.1914: „Auf der gestrigen Kegelbahn leben die Erinnerung an den katastrofalen Abend, genau vor zehn Jahren, wieder auf; mein Bruch mit Wedekind, Langheinrich, Dressler.“ [Halbe Tb] Wedekind verarbeitete das Geschehen 1905 im Gedichtfragment „Max Pipifax“ [KSA 1/I, S. 755], im Entwurf des komischen Heldenepos „Max Pipifax“ [KSA 1/I, S. 755f.] sowie 1908 in den fragmentarischen Versen „Max Knacks hat den Max Pipifax“ [KSA 1/I, S. 757], wobei Max Knacks Max Langheinrich (sein Pseudonym bei den Elf Scharfrichtern: Max Knax) und Max Pipifax Max Halbe meint [vgl. KSA 1/II, S. 1847-1853]. hiemit Herrn Dr. Max
Halbe durch meine Äußerungen verletzt zu haben und nehme das
beleidigende dieser Äußerungen zurück.
München, den 8 Juli 1904.