Lieber Frank!
Durch einen Wortbruch meines Verlegers bin ich in die
größte Verlegenheit geraten und könnte eine Hilfeleistung von deiner Seite recht gut gebrauchen.
Meinen RomanDonald Wedekinds Roman „Ultra montes“ war spätestens Anfang des Monats im Verlag Hermann Costenoble in Berlin erschienen, der ihn kurz vor Erscheinen beworben hat: „In meiner Sammlung: ‚Romane und Novellen neuzeitlicher Schriftsteller‘ erscheint in Kürze / Ultra Montes / Roman von Donald Wedekind [...]. Donald Wedekind tritt mit diesem Buche, trotzdem er vor einigen Jahren einige Novellen veröffentlichte, als ein homo novus vor Kritik und Publikum. Wenn ich mit der Drucklegung dieses Werkes dem Verfasser daher von neuem den Weg in die Oeffentlichkeit bahne, so geschieht dies in der Ueberzeugung, dass Donald Wedekind binnen kurzem zu den gelesensten unserer jüngeren Romandichter gehören wird.“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 70, Nr. 47, 26.2.1903, Umschlag]. wirst du in München vielleicht schon gesehen haben. Die wenigen
Freiexemplare, welche ich erhielt, mußte ich leider zu Geld machen und es
berührt das furchtbar traurig, wenn man Gefälligkeitserweisungen, die man Andern in anständiger
Form geben könnte, sich deswegen untersagen muß, um den ewig hungernden Mund zu
stopfen. Aber sobald ich neue | Exemplare erhalte, werde ich deiner nicht
vergessen. Wenn meine Verhältnisse, die augenblig/c/klich die
schlechtesten sind, etwas besser liegen, gedenke ich ich/in/ die Schweiz
zu fahrenAm Ende dieser Reise besuchte Donald Wedekind ab dem 14.4.1904 seinen Bruder Frank in München [vgl. Wedekind an Max Halbe, 22.4.1903]., um von dort aus eine Propagandafahrt für mein Buch zu unternehmen. Also nicht warSchreibversehen, statt: wahr., wenn du
in der Lage bist, so tust du etwas. Deinen stets guten Willen kenne ich ja.
Damit bin ich, dich herzlich grüßend, dein treuer
Bruder
Donald.
Berlin-Friedenau d. 20. März 1903
6. Friedr.
Wilhelmplatz.
P. S.Teile mir doch bitte auch die Adressen Hanns von Gumppenberg, Theaterkritiker der „Münchner Neuesten Nachrichten“ und Schriftsteller in München (Kaulbachstraße 8) [vgl. Adreßbuch von München 1904, Teil I, S. 225], und Josef Ruederer, Schriftsteller in München (Uhlandstraße 4) [vgl. Adreßbuch von München 1904, Teil I, S. 561].von Hans v. Gumppen|berg
und Joseph Rüederer mit. Ich möchte mein Werk dahin einsenden lassen. Nochmals
Donald.