Verehrter Herr DoctorWedekind stand mit Dr. jur. Artur Landsberger in Berlin (Lennéstraße 3) [vgl. Berliner Adreßbuch 1907, Teil I, S. 1333] seit einigen Wochen in näherem Kontakt, im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Zeitschrift „Morgen. Wochenschrift für deutsche Kultur, begründet und herausgegeben von Werner Sombart: Kulturphilosophie / Richard Strauß: Musik / Georg Brandes: Literatur / Richard Muther: Kunst / unter Mitwirkung von Hugo von Hofmannsthal: Lyrik. Schriftleitung Dr. Artur Landsberger.“ Gleich im ersten Heft ist angegeben: „Verantwortlich für die Redaktion: Dr. Artur Landsberger, Berlin W9. Lennéstraße 3.“ [Morgen, Jg. 1, Nr. 1, 14.6.1907, S. 32] Im zweiten Heft vom 21.6.1907 erschien von Wedekind „Mutter und Kind“, die Einleitung zu seinem Stück „Musik“, dessen vier Bilder im dritten bis sechsten Heft des „Morgen“ vom 28.61907 bis 19.7.1907 erschienen. Darüber hatte sich Wedekind seinem Tagebuch zufolge am 26.2.1907 mit dem Chefredakteur geeinigt („Dr. Landsberger Besprechung über Musik“) und am 27.2.1907 mit ihm den Vertrag darüber abgeschlossen („Kontraktabschluß mit Dr. Landsberger“).!
Empfangen Sie meinen ergebensten Dank für Ihre
liebenswürdige Aufforderungnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Artur Landsberger an Wedekind, 9.3.1907. Artur Landsberger dürfte für das Diner am 14.3.1907 (siehe unten) eingeladen haben.. Ich freue mich ganz außerordentlich darauf durch
Ihre Vermittlung mit Georg Brandes bekannt zu werdenFrank Wedekind lernte Georg Brandes, den für Literatur zuständigen Mitherausgeber des „Morgen“ (siehe oben), am 14.3.1907 (Donnerstag) bei einem von Artur Landsberger in Berlin veranstalteten Diner persönlich kennen, Gäste waren Frank und Tilly Wedekind, Georg Brandes, Edith und Reinhold Philipp (Tochter und Schwiegersohn von Georg Brandes) sowie Maximilian Harden: „Dr. Landsberger giebt ein Diner mit Georg Brandes dessen Tochter Frau Philipp Herrn Philipp, Harden, Tilly und mir im Palasthotel.“ [Tb] Maximilian Harden hat Wedekind an den Abend erinnert [vgl. Maximilian Harden, 25.3.1907], Wedekind selbst sprach gegenüber Georg Brandes die Hoffnung aus, es möge nicht bei dieser einen Begegnung bleiben [vgl. Wedekind an Georg Brandes, 28.3.1907].. Auch im Namen meiner |
Frau danke ich Ihnen bestens. Donnerstagder 14.3.1907 (siehe oben). Abend um halb neunum 20.30 Uhr. werden wir uns also
im KaiserhofDas Essen am 14.3.1907 auf Einladung Artur Landsbergers (siehe oben) fand nicht im Hotel Der Kaiserhof (Mohrenstraße 1-5) statt, das über „Restaurant u. Weinstuben“ [Berliner Adreßbuch 1907, Teil I, S. 1059] verfügte, sondern „im Palasthotel“ [Tb], wie Wedekind notierte; das Palast-Hotel (Inhaber: Eduard Gutscher), das eine Weingroßhandlung betrieb, hatte zwei Standorte (Leipziger Platz 18/19, Königgrätzer Straße 130/131) [vgl. Berliner Adreßbuch 1907, Teil I, S. 1750; Teil IV, S. 170], wobei das Diner an dem am Potsdamer Platz gelegenen Standort (Königgrätzer Straße 130/131) stattgefunden haben dürfte, wie andere Korrespondenz nahelegt [vgl. Wedekind an Maximilian Harden, 24.3.1907]. Wedekinds Verwechslung der Hotels dürfte dadurch zustande gekommen sein, dass die Opernsängerin Erika Wedekind während ihrer Konzerttermine in Berlin im Hotel Der Kaiserhof abstieg und er seine Schwester in diesem Hotel traf – so am 24.1.1907: „Wir holen Mieze von der Bahn ab und essen mit ihr im Kaiserhof. Abends im Conzert. [...] Nachher im Kaiserhof mit Mieze“ [Tb] und demnächst am 17.3.1907: „Mieze [...]. Abends im Hotel Kaiserhof“ [Tb], später dann wieder am 4.4.1907, 30.5.1907, 31.5.1907 [vgl. Tb]. einfinden.
Mit ergebener Empfehlung
Ihr
Frank Wedekind.
10.4Schreibversehen, statt: 3 (Wedekind hat sich im Monat geirrt, nicht am 10.4.1907, sondern am 10.3.1907 wurde der Brief seinem Inhalt zufolge geschrieben)..7.