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Kennung: 5075

Paris, 24. Januar 1893 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Emilie

Inhalt

Paris 4. rue Crébillon.
24.I.93.


Liebe Mama,

ich habe dieser Tage die Abrechnung von meinem BuchhändlerDer Verleger Jean Groß aus Zürich hatte Wedekinds „Frühlings Erwachen“ (1891) herausgebracht. Wedekind war damals mit den Druckkosten in Vorschuss gegangen [vgl. KSA 2, S. 767]. erwartet. Er schuldet mir 200–300 frs für die in diesem Jahr verkauften Exemplare. Es ist das keine Übertreibung, da ich ja seiner Zeit die Auslagen bestritten habe. Nun schreibt er mirDer Brief ist nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Jean Groß an Wedekind, 22.1.1893. aber, er sei mit | der Abrechnung noch immer nicht zu Ende gekommen und bringt mich dadurch in eine momentane große Verlegenheit, zumal der Monat seinem Ende entgegen geht. – Du hattest mir seinerzeit geschriebenDer Brief ist nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück, Emilie Wedekind an Frank Wedekind, 12.11.1892., wenn ich das übrige erbetene Geld nöthig hätte, | möchte ich es dich wissen lassen. Ich kann nun natürlich nicht auf die 1000frs rechnen; ich weiß nicht ob du sie hast und brauche sie auch augenblicklich nicht. Solltest du indessen vielleicht 200 frs übrig haben, so könntest du mich damit aus meiner Rathlosigkeit befreien. Ich wende mich damit an dich weil du seinerzeit meiner an Mieze gerichteten | BitteHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Frank Wedekind an Erika Wedekind, 7.11.1892. von dir aus entgegen zu kommen so freundlich warst. Solltest du jetzt nicht in der Lage sein oder dadurch eventuell selber in Verlegenheit kommen so sei bitte so gut und schreib mir umgehend auf diesen Brief zwei Worte auf einer Carte. Ich würde mich dann an Donald wendenvgl. Frank Wedekind an Donald Wedekind, 25.1.1893 und 5.2.1893. | der mir mit einer Kleinigkeit wenigstens jedenfalls helfen könnte.

Ich bitte dich nachträglich noch, die scherzhafte Bemerkung in meinem letzten Briefvgl. Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 7.1.1893. nicht etwa ernst zu nehmen. Ich biete meiner Musewohl die im Tagebuch wiederholt erwähnte Rachel Decoulange, die Wedekind am 5.6.1892 kennenlernte. Neben der ausführlich geschilderten, bis zu seiner Abreise nach London andauernden Liaison notierte er einmal: „Nachdem mir Rachel mein letztes Hemd geflickt“ [Tb 20.7.1892]. kein Obdach. Ich kann es leider nicht. Dazu ist mir schon meine Zeit und meine Freiheit zu lieb. Und wenn | sie mich alle vierzehn Tage einmal heimsucht so geschieht das ebensowohl um meine zerrissenen Strümpfe und Hemden zu flicken wie um der geistigen Inspiration willen. Wenn du sie so für deinen Sohn sorgen oder ihm auch was vortanzen sähest würdest du ihr auch im Stillen gewiß deinen mütterlichen Segen | nicht versagen können. Mieze sag bitte nichts davon. Ich wüßte nicht, wie ich ihr wieder unter die Augen treten könnte. Deswegen bitte ich dich hingegen doch, sie nicht weniger herzlich von mir zu grüßen. – Mit den besten Grüßen an dich und bestem Dank im voraus – auch wenn du nicht in der Lage sein solltest – deiner Antwort entgegenharrend,

dein treuer Sohn
Franklin.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 4 Blatt, davon 7 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11,5 x 18 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Paris
    24. Januar 1893 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Paris
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Dresden
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Erster Band

(Band 1)

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
248-249
Briefnummer:
99
Kommentar:
Neuedition: Vinçon 2021, Bd. 1, S. 268-269 (Nr. 124).
Status:
Ermittelt (sicher)

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 191
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 24.1.1893. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

06.02.2024 11:31
Kennung: 5075

Paris, 24. Januar 1893 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Emilie
 
 

Inhalt

Paris 4. rue Crébillon.
24.I.93.


Liebe Mama,

ich habe dieser Tage die Abrechnung von meinem BuchhändlerDer Verleger Jean Groß aus Zürich hatte Wedekinds „Frühlings Erwachen“ (1891) herausgebracht. Wedekind war damals mit den Druckkosten in Vorschuss gegangen [vgl. KSA 2, S. 767]. erwartet. Er schuldet mir 200–300 frs für die in diesem Jahr verkauften Exemplare. Es ist das keine Übertreibung, da ich ja seiner Zeit die Auslagen bestritten habe. Nun schreibt er mirDer Brief ist nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Jean Groß an Wedekind, 22.1.1893. aber, er sei mit | der Abrechnung noch immer nicht zu Ende gekommen und bringt mich dadurch in eine momentane große Verlegenheit, zumal der Monat seinem Ende entgegen geht. – Du hattest mir seinerzeit geschriebenDer Brief ist nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück, Emilie Wedekind an Frank Wedekind, 12.11.1892., wenn ich das übrige erbetene Geld nöthig hätte, | möchte ich es dich wissen lassen. Ich kann nun natürlich nicht auf die 1000frs rechnen; ich weiß nicht ob du sie hast und brauche sie auch augenblicklich nicht. Solltest du indessen vielleicht 200 frs übrig haben, so könntest du mich damit aus meiner Rathlosigkeit befreien. Ich wende mich damit an dich weil du seinerzeit meiner an Mieze gerichteten | BitteHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Frank Wedekind an Erika Wedekind, 7.11.1892. von dir aus entgegen zu kommen so freundlich warst. Solltest du jetzt nicht in der Lage sein oder dadurch eventuell selber in Verlegenheit kommen so sei bitte so gut und schreib mir umgehend auf diesen Brief zwei Worte auf einer Carte. Ich würde mich dann an Donald wendenvgl. Frank Wedekind an Donald Wedekind, 25.1.1893 und 5.2.1893. | der mir mit einer Kleinigkeit wenigstens jedenfalls helfen könnte.

Ich bitte dich nachträglich noch, die scherzhafte Bemerkung in meinem letzten Briefvgl. Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 7.1.1893. nicht etwa ernst zu nehmen. Ich biete meiner Musewohl die im Tagebuch wiederholt erwähnte Rachel Decoulange, die Wedekind am 5.6.1892 kennenlernte. Neben der ausführlich geschilderten, bis zu seiner Abreise nach London andauernden Liaison notierte er einmal: „Nachdem mir Rachel mein letztes Hemd geflickt“ [Tb 20.7.1892]. kein Obdach. Ich kann es leider nicht. Dazu ist mir schon meine Zeit und meine Freiheit zu lieb. Und wenn | sie mich alle vierzehn Tage einmal heimsucht so geschieht das ebensowohl um meine zerrissenen Strümpfe und Hemden zu flicken wie um der geistigen Inspiration willen. Wenn du sie so für deinen Sohn sorgen oder ihm auch was vortanzen sähest würdest du ihr auch im Stillen gewiß deinen mütterlichen Segen | nicht versagen können. Mieze sag bitte nichts davon. Ich wüßte nicht, wie ich ihr wieder unter die Augen treten könnte. Deswegen bitte ich dich hingegen doch, sie nicht weniger herzlich von mir zu grüßen. – Mit den besten Grüßen an dich und bestem Dank im voraus – auch wenn du nicht in der Lage sein solltest – deiner Antwort entgegenharrend,

dein treuer Sohn
Franklin.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 4 Blatt, davon 7 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11,5 x 18 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Paris
    24. Januar 1893 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Paris
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Dresden
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Erster Band

(Band 1)

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
248-249
Briefnummer:
99
Kommentar:
Neuedition: Vinçon 2021, Bd. 1, S. 268-269 (Nr. 124).
Status:
Ermittelt (sicher)

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 191
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 24.1.1893. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

06.02.2024 11:31