Vergleichsansicht

Bitte wählen Sie je ein Dokument für die linke und rechte Seite über die Eingabefelder aus.

Kennung: 35

Zürich, 3. März 1908 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Donald (Doda)

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Société du Musée
à
ZURICH


Museumsgesellschaft
in
ZÜRICH


Den 190


Mein lieber Frank!

Du scheinst an Dr. v. Monakow nicht geschriebenDonald Wedekind hatte seinen Bruder zuletzt aufgefordert, sich über seinen psychischen Gesundheitszustand selbst bei dem behandelnden Arzt in Zürich zu erkundigen [vgl. Donald Wedekind an Frank Wedekind, 10.2.1908]. zu haben und nachdem ich nun vier oder fünf Consultationen gehabt und die Aussagen des Arztes soweit dahingehen, daß ich nicht krank, sondern nur durch meine äußeren Lebensverhältnisse in einer begreiflichen Depression bin, möchte ich gerne mit dem Verfahren abschließen. Ein Verlassen Zürichs und ein Niederlassen an einem kleinen, ruhigen Ort würde meinem Zustand unbedingt sehr zu Gute kommen, einstweilen aber | bin ich noch bis Ende April gebunden und muß eben die verschiedenen Klippen zu umschiffen suchen, die sich aus dem Umstand eines unzulänglichen Mietszimmers, aus jenem einer unregelmäßigen Lebensweise und einer durch die drohende, vollkommene Subsistenzlosigkeit nur zu leicht erklärlichen Nervosität ergeben.

Die Schritte, die ich bis dahin in Berlin und hier getan, blieben erfolglos. Als Charakteristicum meines Verhängnisses lege ich eine KarteDie beigelegte Karte ist nicht überliefert, möglicherweise handelte es sich um ein Horoskop. Zehn Tage vor Donald Wedekinds Geburt war der 25.10.1871. bei, die ich vor einigen Tagen erhalten. Sie zeigt Dir, wie ich offenbar genau zehn Mal vierundzwanzig Stunden zu spät auf die Welt gekommen bin, was ich meinetwegen auch noch als ganz selbstverständlich auf mein | Schuldconto nehme. Indessen, Hoffnungen, eine sichere Position zu erlangen, sind vorhanden und wenn ich sicher wüßte, daß ich mit Deiner und Miezes Hülfe für die Zeit des Ausfalles rechnen kann, so würde mir das auch jetzt diese schweren Wochen einer Übergangsperiode nach einem wirklichen Schicksalsschlag erleichtern. Aber auch jetzt bedürfte ich noch einer einmaligen, augenblicklichen Subvention, erstens um den überflüssig gewordenen, ärztlichen Verkehr abbrechen zu können, dann weil ich für den täglichen Bedarf einiger Geldmittel benötige, bis ich am 15. dieses Monats mein halbes Gehalt wieder ausgezahlt bekomme. Willst Du noch einmal einspringen? Ich weiß, daß, wenn Du es kannst, Du es | auch tust. Und damit verbleibe ich dann, bis zur endgültigen Bereinigung meiner Zürcher Verhältnisse im negativen oder positiven Sinne, das heißt, bis zum ersten Mai, da vor dem reinen Nichts eine Wendung in dieser oder jener Richtung kommen muß, mit treuen Grüßen Dein Bruder
Donald


Zürich, d. 3. März 1908
17. Mythenstraße

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Liniertes Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14 x 22 cm. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Frank Wedekind hat mit Bleistift in den Vordruck des Briefkopfs und zusätzlich oben in der Mitte von Seite 1 das Datum „3.3.8“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Zürich
    3. März 1908 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Zürich
    Datum unbekannt

  • Zwischenstation


    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 304
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Donald (Doda) Wedekind an Frank Wedekind, 3.3.1908. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (22.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

14.11.2023 15:06
Kennung: 35

Zürich, 3. März 1908 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Donald (Doda)

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Société du Musée
à
ZURICH


Museumsgesellschaft
in
ZÜRICH


Den 190


Mein lieber Frank!

Du scheinst an Dr. v. Monakow nicht geschriebenDonald Wedekind hatte seinen Bruder zuletzt aufgefordert, sich über seinen psychischen Gesundheitszustand selbst bei dem behandelnden Arzt in Zürich zu erkundigen [vgl. Donald Wedekind an Frank Wedekind, 10.2.1908]. zu haben und nachdem ich nun vier oder fünf Consultationen gehabt und die Aussagen des Arztes soweit dahingehen, daß ich nicht krank, sondern nur durch meine äußeren Lebensverhältnisse in einer begreiflichen Depression bin, möchte ich gerne mit dem Verfahren abschließen. Ein Verlassen Zürichs und ein Niederlassen an einem kleinen, ruhigen Ort würde meinem Zustand unbedingt sehr zu Gute kommen, einstweilen aber | bin ich noch bis Ende April gebunden und muß eben die verschiedenen Klippen zu umschiffen suchen, die sich aus dem Umstand eines unzulänglichen Mietszimmers, aus jenem einer unregelmäßigen Lebensweise und einer durch die drohende, vollkommene Subsistenzlosigkeit nur zu leicht erklärlichen Nervosität ergeben.

Die Schritte, die ich bis dahin in Berlin und hier getan, blieben erfolglos. Als Charakteristicum meines Verhängnisses lege ich eine KarteDie beigelegte Karte ist nicht überliefert, möglicherweise handelte es sich um ein Horoskop. Zehn Tage vor Donald Wedekinds Geburt war der 25.10.1871. bei, die ich vor einigen Tagen erhalten. Sie zeigt Dir, wie ich offenbar genau zehn Mal vierundzwanzig Stunden zu spät auf die Welt gekommen bin, was ich meinetwegen auch noch als ganz selbstverständlich auf mein | Schuldconto nehme. Indessen, Hoffnungen, eine sichere Position zu erlangen, sind vorhanden und wenn ich sicher wüßte, daß ich mit Deiner und Miezes Hülfe für die Zeit des Ausfalles rechnen kann, so würde mir das auch jetzt diese schweren Wochen einer Übergangsperiode nach einem wirklichen Schicksalsschlag erleichtern. Aber auch jetzt bedürfte ich noch einer einmaligen, augenblicklichen Subvention, erstens um den überflüssig gewordenen, ärztlichen Verkehr abbrechen zu können, dann weil ich für den täglichen Bedarf einiger Geldmittel benötige, bis ich am 15. dieses Monats mein halbes Gehalt wieder ausgezahlt bekomme. Willst Du noch einmal einspringen? Ich weiß, daß, wenn Du es kannst, Du es | auch tust. Und damit verbleibe ich dann, bis zur endgültigen Bereinigung meiner Zürcher Verhältnisse im negativen oder positiven Sinne, das heißt, bis zum ersten Mai, da vor dem reinen Nichts eine Wendung in dieser oder jener Richtung kommen muß, mit treuen Grüßen Dein Bruder
Donald


Zürich, d. 3. März 1908
17. Mythenstraße

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Liniertes Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14 x 22 cm. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Frank Wedekind hat mit Bleistift in den Vordruck des Briefkopfs und zusätzlich oben in der Mitte von Seite 1 das Datum „3.3.8“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Zürich
    3. März 1908 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Zürich
    Datum unbekannt

  • Zwischenstation


    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 304
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Donald (Doda) Wedekind an Frank Wedekind, 3.3.1908. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (22.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

14.11.2023 15:06