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Kennung: 3249

Straßburg, 31. Mai 1883 - 14. Juni 1883, Brief

Autor*in

  • Huber, Hermann

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Strassburg, Ende Mai 1883


Mein Treuester!

Der Frost ist vorüber, die Sonne lächelt wieder herab, schöner denn je, und die Knospe, die der Winterschauer zu verderben drohte, sie wendet sich der Sonne zu, sie blüht auf: das ist meine Freude, möge sie prachtvoll sich entfalten, das ist meine Hoffnung, möge sie sich zur schönen Frucht entwickeln, das ist mein Wunsch! –

Ist es nicht wahr, was ich in meinem letzten, düstern, schmerzgeschwängerten Briefenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Hermann Huber an Wedekind. 20.5.1883. In der überlieferten Korrespondenz liegt ein derartiger Brief nicht vor [vgl. zuletzt den Brief: Hermann Huber an Wedekind, 15.5.1883]. Dir gestanden, sind wir nicht verwandte Naturen? nicht Ergänzungen? Gewiss! – Diese Ansicht bestätigt Deine Antwortnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Hermann Huber, 30.5.1883.. Ganz die nämlichen Gedanken – ich spreche von ArabiHermann Hubers nicht überliefertes Geschichtsdrama über Ahmed Arabi Pascha und den Anglo-Ägyptischen Krieg 1882.. Einiges, das Du mir in so freundlicher Weise mittheilst, habe ich bereits Deiner Ansicht entsprechend geändert gehabt, Anderes schon erwogen.

I. Den Character des Khedive habe ich im Sinne weniger schwarz als blau d.h. fürstlich einfältig, entsprechend der Geschichte, zu gestalten. Die erste Scene wird ihn Dir, hoffe ich, bald vorführen.

II. Arabi wollte ich ebenfalls als Sprössling eines Königsgeschlechtes zeichnen (Lektüre: Letzte Tage v. Pompej.)

III. Reziadie erfundene Geliebte Arabis, die im Verlauf der Handlung entführt wird [vgl. Hermann Huber an Wedekind, 30.4.1883].. Ja, in der That, da hast Du durchaus Recht; aber – ich hatte mir das wohl überlegt. | Mein Bester, wisse, ich bin noch kein Künstler; vermag ich vielleicht bereits Granitblöcke, Marmorblöcke, zu sammeln, sogar die ächten zu finden, ich vermag daraus nicht Göttinnen zu meisseln und ihnen eine weibliche Seele einhauchen – dass sie Menschen scheinen, aber so erhaben, so unnahbar, so göttlich sind, dass wir vor diesen Gestalten bewundernd, anbetend stehen, aber nicht sie erreichen – – ich bin kein Goethe, und dazu erst 20 Jahre alt. Die Weiblichkeit, dieses tiefe Wesen, habe ich zu erforschen noch nicht Musse, Erfahrun gehabt, wie der Altmeister, der an seinem Gretchen sein ganzes Leben lang gemeisselt hat, auch habe ich leider! nicht solche Vorwürfe wie Gretchentragische Figur in Goethes „Faust“; Geliebte des Titelhelden., KätheAnna Katharina Schönkopf, Wirtstochter, Käthchen oder Annette genannt; Geliebte Goethes während seiner Studienzeit in Leipzig (1766 bis 1768), verewigt im Schäferspiel „Die Laune des Verliebten“ und in den Annettenliedern., FriederikeFriederike Brion, Pfarrerstochter in Sessenheim; Liebschaft Goethes während seiner Straßburger Studienzeit 1770/71, für die er die „Sesenheimer Lieder“ dichtete., Frau von SteinCharlotte von Stein, Hofdame am Weimarer Hof, Freundin Goethes (1775 bis 1786), bezeugt durch Goethes Briefe an Frau von Stein aus den Jahren 1776-1820 (3 Bde., Weimar 1848-51)., Corona SchroeterBekannte Goethes aus der Leipziger Studienzeit; bedeutende Schauspielerin in Goethes Liebhabertheater in Weimar., und andere theils bekannte theils unbekannte Priesterinnen der holden GöttinVenus, die römische Göttin der erotischen Liebe und Schönheit.. Soweit jedoch ist meine Kunstansicht gediehen, dass mir die Kunst, Donnergestalten zu schaffen, leichter vorkommt, als stille Göttinnen zu erzeugen. – Diesen Fehler des Stückes schreibe meinem Unvermögen zu!

Dementsprechend wird auch die Scene mit dem Khedive nach meinem Entwurfe bleiben müssen; ich glaube, dass diese Stelle mit | der richtigen Sprache gewaltigen Effect machen dürfte und ächt tragisch und dramatisch ist, während mir Dein Vorschlag mehr romanhaft zu sein scheint, denn die Verführungsscene des Khedives mit Rezia, das Hineinstürzen einer Haremsdame würde dem patriotischen Zuge des Stückes als allzu lange Intrigue schaden, sie würde zu lange aufhalten, würde dem Tenor des Stückes nicht entsprechen. Nicht wahr? – Vielen Dank für den Wink betr. den Schluss, dies ist entschieden ein guter Gedanke, ich werde ihn verwerthen. – Ich habe vorhin das Wort Intrigue gebraucht. Ja, wenn ich intrigant war, vergieb, denn gibt’s/st/ Du Dich mit den verdammten Orientalen ab, musst Du es werden. –

Wiewohl es mein sehnlichster Wunsch ist, bald das Drama zu beginnen u fertig zu bringen, ist es doch unmöglich, heute schon den Anfang zu machen; es ist ein ungeheures Material zu bewältigen; ich habe mir sämtl. Nos. des „BundDer Bund berichtete täglich in ein oder mehreren Beiträgen sehr ausführlich über die politischen Ereignisse in Ägypten. von, Bern kommen lassen, um diesSchreibversehen, statt: diese. Frage zu studiren. Dann bedarf meine Sprache noch gar sehr der Polirung und Erweiterung; und meine Bühnenkenntniss will ich durch die hervorragendsten Werke She/a/kespeares vervollständigen. –

Nun werde ich de/a/s nächste mal bei Dir – wie freue ich mich – auskramen koennen von Spiritualismus, Idealismus, RationalismusHermann Huber hatte Heinrich Heines drei Bücher „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“ gelesen, in denen der Dichter über die Gegensätze Sensualismus und Spiritualismus als Konflikt zwischen Empirismus und Idealismus schreibt. etc. Ich studire Heine & zwar so fleissig, dass ich gestern ein Colleg schwänzen | musste, wofür mir wirklich nur die Lecture von Heine Ersatz sein konnte; es handelte nämlich von den Untugenden der deutscherSchreibversehen, statt: der deutschen (oder: deutscher). Frauen im Mittelalter – Für einen 20jährigen Jüngling ein Schmaus. Im Uebrigen bin ich ein fleißiger StudentHermann Huber studierte im ersten Semester Jura an der Kaiser-Wilhelm-Universität Straßburg., besuche die Collegien regelmäßig und sie sind ganz anziehend.

Es ist doch zum Teufel holen, dass man etwas nicht weiss, wenn es so golden wäre, wenn man es wüsste – ich würde dem Dr Leupold, der bekanntlichBeide Freunde hatten bei Eduard Leupold, der von Herbst 1879 bis Frühjahr 1883 an der Kantonsschule Aarau lehrte, Geschichtsunterricht. die Zulässigkeit der Menschenrechte läugnet, juristisch scharf beweisen, dass sie Berechtigung auf Existenz haben. Vielleicht thue ich’s mal in einem Brief, ich stehe nämlich mit ihm in Correspondenz. – Wahrscheinlich trete ich den neugegründeten academisch-literarischen VereinDer Studierendenverein „Verein für Litteratur u. Kunst“, dessen Vereinslokal das Restaurant „Zum Rindsfuss“ (Besitzerin Witwe Welsch, Metzgergiessen 21) war [Adressbuch der Stadt Strassburg. 1886–87, Teil II, S. 310 u. Teil I, nach S. 264 Anzeige Nr. 93] wurde am 3.6.1880 gegründet [vgl. Deutscher Universitäts-Kalender für das Sommer-Semester 1892, S. 172]. Er nannte sich auch „Akademischer Verein für Litteratur und Kunst zu Straßburg“ [vgl. Semester-Bericht des akademischen Vereins für Litteratur und Kunst zu Strassburg (für die Jahre 1893-1900)]; in den Straßburger Adressbüchern der Jahre 1882-83 und 1884-85 ist der Verein nicht aufgeführt. bei und habe im Sinne für meinen Antrittsvortrag Goethes Tasso zu wählen, oder: Heines AnsichtThema in Heinrich Heines Abhandlungen „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“ und „Die Romantische Schule“. über Christen- & Judenthum; Heine der als Deutscher. – Die Vorträge, die ich zuerst schriftlich abfasse, werde ich Dir in den Ferien zeigen. Was ich für ein Hohlkopf war! Ich sehe es erst jetzt ein, lesen, lesen, und wieder lesen will ich und zwar Heine. Dir, Du grosser Denker, will ich aber auch in glühenden Worten danken! Müsste ich jetzt den Maturitätsaufsatz machen, der würde strotzen von Gedanken, so nah; aber wenn mich„wennmich“ durch Sofortkorrektur getrennt. niemand weist? Klopstock Spiritualist, Wieland SensualistDie Zuordnungen dürften im Zusammenhang mit der Heine- und Schul-Lektüre der beiden Freunde stehen. Im letzten Schuljahr wurde im Deutschunterricht die „Geschichte der deutschen Literatur von Luther bis Goethes Tod, mit Ausschluss der Romantiker nach W. Hahn“ [Programm der Aargauischen Kantonsschule 1883/84, S. 20] durchgenommen. Wedekinds Maturitätsprüfungsarbeit „Welchen Gang nahm die deutsche Literatur von Luther bis Klopstock“ ist überliefert [vgl. Staatsarchiv Aargau, Alte Kantonsschule Aarau, DE02/0174/06]. Dass Wedekind Christoph Martin Wielands Roman „Oberon“ gelesen hatte, bekannte er in seinem Gedicht „Schluss“ [vgl. KSA 1/I, S. 92 und S. 1075], das er auf einen Brief des Freundes schrieb [vgl. Hermann Huber an Wedekind, 15.5.1883]. Welcher Vergleich & Gegensatz! |


Neugieriger:Mit dem Seitenumbruch liegt der Übergang von einem unlinierten Doppelblatt zu einem rautierten Einzelblatt vor. Inhaltlich besteht ein Bruch; es fehlen vermutlich ein bis zwei Doppelblätter. – Vermutlich beziehen sich die folgenden beiden Fragen und die Aufsatzkritik auf ein Aufnahmeritual bei der Schülerverbindung Industria Aarau, der Wedekind bis November 1883 angehörte [vgl. Wedekinds Korrespondenz mit der Industria Aarau] und zu deren Mitgliedern vielleicht auch Hermann Huber gehört hatte. Wie ist Dein Verhältnis zur Industria?

Wie stellst Du Dich in der Schule?

Seltenheiten: In Deiner Apologie des Hagestolzlebens hast Du berichtet, dass die grössten Männer unverheirathet gewesen seien. Das bedarf einer Berichtigung z. B. war Caesar mit 14 JahrenGaius Julius Cäsar heiratete 16-jährig die 10 Jahre alte Cornelia, des Lucius Cornelius Cinna Tochter, nachdem er die Verlobung mit Cossutia aufgelöst hatte., der nordische Shakespeare mit 18 Jahren glücklicher Ehemann; allerdings wurde des Letzteren Heirath durch dringende UmständeIm Alter von 18 Jahren heiratete William Shakespeare die 8 Jahre ältere Anne Hathaway, Tochter eines Großgrundbesitzers. Vom Aufgebot hatte Shakespeare sich freigekauft. Das erste Kind kam 6 Monate nach der Eheschließung auf die Welt. herbeigeführt à la TuchschmidAugust Tuchschmid war seit dem Schuljahr 1882/83 als Lehrer für Mathematik und Physik am Gymnasium und dem gewerblichen Zweig der Kantonsschule Aarau angestellt [vgl. Programm der Aargauischen Kantonsschule für das Schuljahr 1882/83, S. 9]. Er war kaum in Aarau angestellt, als er das Aufgebot (15.7.1882) für sich und „Caroline Emma Niederer von und in St. Gallen“ [Aargauer Nachrichten, Jg. 28, Nr. 167, 17.7.1882, S. (3)] bestellte. Gemeldet war er nach der Heirat in Aarau mit dem Doppelnamen „Tuchschmid-Niederer, Aug., Prof., von Thundorf (Thurg.), Pelzgasse 129“ [Adress-Buch Aarau 1884, S. 47]. Über Ehefrau und Kinder ist weiter nichts ermittelt.*, welcher Notiz mit zu dieser Bemerkung Anlass giebt.

Uebrigens bin ich doch durchaus Deiner Ansicht und stimme Heine ganz bei, wenn er meintHeines Fazit über Nicolais Werther-Roman lautet: „Nach dieser Version hat sich der Held nicht totgeschossen, sondern nur mit Hühnerblut besudelt; denn statt mit Blei war die Pistole nur mit letzterem geladen. Werther wird lächerlich, bleibt leben, heiratet Charlotte, kurz, endet noch tragischer als im Goetheschen Original.“ [DHA, Bd. 8, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, S. ###], Nicolai’s Werther schliesse noch viel tragischer als Goethes, indem N. W. si am Ende Lotte heirathet. – Gewöhnlich sinde Zofen schöner & amüsanter als kalte Herrlichkeiten.

Nach Schluss der Redaction: Soeben lese ich in irgend einer Zeitung, dass der KhediveAb Mitte Juni 1883 erschienen zahlreiche Meldungen in der deutschsprachigen Presse über Randolph Churchills Vorwurf im Londoner Unterhaus, dass der zum Tod verurtheilte Suleiman Daouds „zum Sündenbock für die Metzeleien und den Brand von Alexandrien ausersehen“, tatsächlich aber „der Khedive selbst der Urheber der Metzeleien“ gewesen sei [Seeländer Bote, Bd. 34, Nr. 71, 14. Juni 1883, S. 4] bzw. „Mitschuld oder Hauptschuld an dem Gemetzel und den Mordbrennereien in Alexandrien“ gehabt habe [Neue Zürcher Zeitung, Jg. 63, Nr. 173, 22. Juni 1883, S. 2]. Alexandrias zu verbrennen beabsichtigt habe. Zum Teufel! Zuletzt stiehlt mir noch gar Einer meine Rezia?!

DesshalbSchreibversehen, statt: Deshalb. habe ich denn fest den Entschluss, energisch an die Arbeit zu gehen und hoffe, Dir in kürzester Zeit den ersten Act in roher Bearbeitung zu übersenden. –

Nun aber bitte ich Dich, schreibe mir doch bald; ich bedarf eines geistigen Verkehres, am liebsten ist mir der Deinige.

Dass diese Zeilen so lange ausstehen, ist einer fatalen Sache zuzuschreiben. Der erste Theil des Briefes war schon vor 14 Tagen geschrieben, damit ist nicht gesagt, dass du nun auch das Recht habest, noch einmal 14 Tage zu warten! Nein, bei Gott nicht! |

Lass Dir den „Bund“ vom Donnerstag 31. MaiDer 31. Mai 1883 war ein Donnerstag. zeigen dort findest Du ein ArtikelUnter der Rubrik Kleine Zeitung und der Überschrift „Aus dem heutigen deutschen Studentenleben“ polemisiert Hermann Huber über den Straßburger „Verein deutscher Studenten (VDSt) und schließt mit den Worten: „Zur Feier des 86. Geburtstages des deutschen Kaisers wurde ein Verein gegründet, der die deutsche Sprache von den Fremdwörtern reinigen will, so daß Brockhaus (der arme Brockhaus!) nicht mehr nöthig haben wird, ein „Verkehrswörterbuch“ (d. h. ein Conversationslexikon) herauszugeben. Selbstverständlich redet die „Kyffhäuser-Zeitung“ dem „nationalen“ Unternehmen warm das Wort. Wer sollte auch nicht! Die Literaturgeschichte hat uns einen ähnlichen Versuch verzeichnet. Philipp von Zesen gründete zu Hamburg im Jahre 1643 die ‚Teutschgesinnte Genossenschaft‘ und hat sich bei dieser Gelegenheit unsterblich ‚blamirt‘“ [Der Bund, Bd. 34, Nr. 148, 31. Mai 1883, S. (4f).]. über die deutschen Studenten von mir.

Deine Rheumatismenauf Entzündungen zurückzuführende Schmerzen; vielleicht Zahnschmerzen, an denen Wedekind in seiner Jugend oft litt [vgl. z. B. Frank Wedekind an Friedrich Wilhelm Wedekind, 27.4.1885; Friedrich Wilhelm Wedekind an Frank Wedekind, 31.1.1886]. werden wohl vergangen sein. Wünsch Dir gute Besserung!

viele Grüsse

Dein

Hermann.


P.S. Hast Du das SophoclesoraculumEs dürfte sich um das in einem früheren Brief [Hermann Huber an Wedekind, 19.4.1883] „Antigone oracula“ genannte Buch handeln, vermutlich ein Schulbuch für die IV. Klasse des Gymnasiums, die Wedekind seit 30.4.1883 besuchte. Im 6-stündigen Griechischunterricht bei Isidor Guttentag standen auf dem Lehrplan „Sophokles, Antigone, Oedip.[us] Colon.[us] Chor 668-720, Einleitung: Leben des Soph.[okles]“ [vgl. Programm der Aargauischen Kantonsschule für das Schuljahr 1883/84, S. 21].? Wenn nicht, so schreibe mir. –

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 3 Blatt, davon 6 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13,5 x 21,5 cm. Gelocht. Rautiertes Papier. 1 Blatt. Seitenmaß 21,5 x 27,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Auf Seite 1 hat Wedekind mit Bleistift den Namen „Hermann Huber “ notiert, auf Seite 6 am unteren linken Rand um 180 Grad gedreht untereinander die Namen „Molières XVI“, „Larochefoucaulds“, „Christine 1700“. – Der Brief ist fragmentarisch überliefert; vorhanden sind Briefanfang und -ende, ein Mittelstück von ein oder mehreren Doppelblättern fehlt.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 31.5.1883 ist als Ankerdaten für den ersten Teil des Briefes gesetzt – das späteste mögliche Schreibdatum, von dem Monat („Mai“) und Jahr („1883“) gegeben sind. Der 14.6.1883 ist – inhaltlichen Implikaten folgend – als Ankerdaten für das Briefende gesetzt.

  • Schreibort

    Straßburg
    31. Mai 1883 - 14. Juni 1883
    Ermittelt (unsicher) - Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    Straßburg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Aarau
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 75
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Hermann Huber an Frank Wedekind, 31.5.1883 - 14.6.1883. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

02.11.2022 17:46
Kennung: 3249

Straßburg, 31. Mai 1883 - 14. Juni 1883, Brief

Autor*in

  • Huber, Hermann

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Strassburg, Ende Mai 1883


Mein Treuester!

Der Frost ist vorüber, die Sonne lächelt wieder herab, schöner denn je, und die Knospe, die der Winterschauer zu verderben drohte, sie wendet sich der Sonne zu, sie blüht auf: das ist meine Freude, möge sie prachtvoll sich entfalten, das ist meine Hoffnung, möge sie sich zur schönen Frucht entwickeln, das ist mein Wunsch! –

Ist es nicht wahr, was ich in meinem letzten, düstern, schmerzgeschwängerten Briefenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Hermann Huber an Wedekind. 20.5.1883. In der überlieferten Korrespondenz liegt ein derartiger Brief nicht vor [vgl. zuletzt den Brief: Hermann Huber an Wedekind, 15.5.1883]. Dir gestanden, sind wir nicht verwandte Naturen? nicht Ergänzungen? Gewiss! – Diese Ansicht bestätigt Deine Antwortnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Hermann Huber, 30.5.1883.. Ganz die nämlichen Gedanken – ich spreche von ArabiHermann Hubers nicht überliefertes Geschichtsdrama über Ahmed Arabi Pascha und den Anglo-Ägyptischen Krieg 1882.. Einiges, das Du mir in so freundlicher Weise mittheilst, habe ich bereits Deiner Ansicht entsprechend geändert gehabt, Anderes schon erwogen.

I. Den Character des Khedive habe ich im Sinne weniger schwarz als blau d.h. fürstlich einfältig, entsprechend der Geschichte, zu gestalten. Die erste Scene wird ihn Dir, hoffe ich, bald vorführen.

II. Arabi wollte ich ebenfalls als Sprössling eines Königsgeschlechtes zeichnen (Lektüre: Letzte Tage v. Pompej.)

III. Reziadie erfundene Geliebte Arabis, die im Verlauf der Handlung entführt wird [vgl. Hermann Huber an Wedekind, 30.4.1883].. Ja, in der That, da hast Du durchaus Recht; aber – ich hatte mir das wohl überlegt. | Mein Bester, wisse, ich bin noch kein Künstler; vermag ich vielleicht bereits Granitblöcke, Marmorblöcke, zu sammeln, sogar die ächten zu finden, ich vermag daraus nicht Göttinnen zu meisseln und ihnen eine weibliche Seele einhauchen – dass sie Menschen scheinen, aber so erhaben, so unnahbar, so göttlich sind, dass wir vor diesen Gestalten bewundernd, anbetend stehen, aber nicht sie erreichen – – ich bin kein Goethe, und dazu erst 20 Jahre alt. Die Weiblichkeit, dieses tiefe Wesen, habe ich zu erforschen noch nicht Musse, Erfahrun gehabt, wie der Altmeister, der an seinem Gretchen sein ganzes Leben lang gemeisselt hat, auch habe ich leider! nicht solche Vorwürfe wie Gretchentragische Figur in Goethes „Faust“; Geliebte des Titelhelden., KätheAnna Katharina Schönkopf, Wirtstochter, Käthchen oder Annette genannt; Geliebte Goethes während seiner Studienzeit in Leipzig (1766 bis 1768), verewigt im Schäferspiel „Die Laune des Verliebten“ und in den Annettenliedern., FriederikeFriederike Brion, Pfarrerstochter in Sessenheim; Liebschaft Goethes während seiner Straßburger Studienzeit 1770/71, für die er die „Sesenheimer Lieder“ dichtete., Frau von SteinCharlotte von Stein, Hofdame am Weimarer Hof, Freundin Goethes (1775 bis 1786), bezeugt durch Goethes Briefe an Frau von Stein aus den Jahren 1776-1820 (3 Bde., Weimar 1848-51)., Corona SchroeterBekannte Goethes aus der Leipziger Studienzeit; bedeutende Schauspielerin in Goethes Liebhabertheater in Weimar., und andere theils bekannte theils unbekannte Priesterinnen der holden GöttinVenus, die römische Göttin der erotischen Liebe und Schönheit.. Soweit jedoch ist meine Kunstansicht gediehen, dass mir die Kunst, Donnergestalten zu schaffen, leichter vorkommt, als stille Göttinnen zu erzeugen. – Diesen Fehler des Stückes schreibe meinem Unvermögen zu!

Dementsprechend wird auch die Scene mit dem Khedive nach meinem Entwurfe bleiben müssen; ich glaube, dass diese Stelle mit | der richtigen Sprache gewaltigen Effect machen dürfte und ächt tragisch und dramatisch ist, während mir Dein Vorschlag mehr romanhaft zu sein scheint, denn die Verführungsscene des Khedives mit Rezia, das Hineinstürzen einer Haremsdame würde dem patriotischen Zuge des Stückes als allzu lange Intrigue schaden, sie würde zu lange aufhalten, würde dem Tenor des Stückes nicht entsprechen. Nicht wahr? – Vielen Dank für den Wink betr. den Schluss, dies ist entschieden ein guter Gedanke, ich werde ihn verwerthen. – Ich habe vorhin das Wort Intrigue gebraucht. Ja, wenn ich intrigant war, vergieb, denn gibt’s/st/ Du Dich mit den verdammten Orientalen ab, musst Du es werden. –

Wiewohl es mein sehnlichster Wunsch ist, bald das Drama zu beginnen u fertig zu bringen, ist es doch unmöglich, heute schon den Anfang zu machen; es ist ein ungeheures Material zu bewältigen; ich habe mir sämtl. Nos. des „BundDer Bund berichtete täglich in ein oder mehreren Beiträgen sehr ausführlich über die politischen Ereignisse in Ägypten. von, Bern kommen lassen, um diesSchreibversehen, statt: diese. Frage zu studiren. Dann bedarf meine Sprache noch gar sehr der Polirung und Erweiterung; und meine Bühnenkenntniss will ich durch die hervorragendsten Werke She/a/kespeares vervollständigen. –

Nun werde ich de/a/s nächste mal bei Dir – wie freue ich mich – auskramen koennen von Spiritualismus, Idealismus, RationalismusHermann Huber hatte Heinrich Heines drei Bücher „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“ gelesen, in denen der Dichter über die Gegensätze Sensualismus und Spiritualismus als Konflikt zwischen Empirismus und Idealismus schreibt. etc. Ich studire Heine & zwar so fleissig, dass ich gestern ein Colleg schwänzen | musste, wofür mir wirklich nur die Lecture von Heine Ersatz sein konnte; es handelte nämlich von den Untugenden der deutscherSchreibversehen, statt: der deutschen (oder: deutscher). Frauen im Mittelalter – Für einen 20jährigen Jüngling ein Schmaus. Im Uebrigen bin ich ein fleißiger StudentHermann Huber studierte im ersten Semester Jura an der Kaiser-Wilhelm-Universität Straßburg., besuche die Collegien regelmäßig und sie sind ganz anziehend.

Es ist doch zum Teufel holen, dass man etwas nicht weiss, wenn es so golden wäre, wenn man es wüsste – ich würde dem Dr Leupold, der bekanntlichBeide Freunde hatten bei Eduard Leupold, der von Herbst 1879 bis Frühjahr 1883 an der Kantonsschule Aarau lehrte, Geschichtsunterricht. die Zulässigkeit der Menschenrechte läugnet, juristisch scharf beweisen, dass sie Berechtigung auf Existenz haben. Vielleicht thue ich’s mal in einem Brief, ich stehe nämlich mit ihm in Correspondenz. – Wahrscheinlich trete ich den neugegründeten academisch-literarischen VereinDer Studierendenverein „Verein für Litteratur u. Kunst“, dessen Vereinslokal das Restaurant „Zum Rindsfuss“ (Besitzerin Witwe Welsch, Metzgergiessen 21) war [Adressbuch der Stadt Strassburg. 1886–87, Teil II, S. 310 u. Teil I, nach S. 264 Anzeige Nr. 93] wurde am 3.6.1880 gegründet [vgl. Deutscher Universitäts-Kalender für das Sommer-Semester 1892, S. 172]. Er nannte sich auch „Akademischer Verein für Litteratur und Kunst zu Straßburg“ [vgl. Semester-Bericht des akademischen Vereins für Litteratur und Kunst zu Strassburg (für die Jahre 1893-1900)]; in den Straßburger Adressbüchern der Jahre 1882-83 und 1884-85 ist der Verein nicht aufgeführt. bei und habe im Sinne für meinen Antrittsvortrag Goethes Tasso zu wählen, oder: Heines AnsichtThema in Heinrich Heines Abhandlungen „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“ und „Die Romantische Schule“. über Christen- & Judenthum; Heine der als Deutscher. – Die Vorträge, die ich zuerst schriftlich abfasse, werde ich Dir in den Ferien zeigen. Was ich für ein Hohlkopf war! Ich sehe es erst jetzt ein, lesen, lesen, und wieder lesen will ich und zwar Heine. Dir, Du grosser Denker, will ich aber auch in glühenden Worten danken! Müsste ich jetzt den Maturitätsaufsatz machen, der würde strotzen von Gedanken, so nah; aber wenn mich„wennmich“ durch Sofortkorrektur getrennt. niemand weist? Klopstock Spiritualist, Wieland SensualistDie Zuordnungen dürften im Zusammenhang mit der Heine- und Schul-Lektüre der beiden Freunde stehen. Im letzten Schuljahr wurde im Deutschunterricht die „Geschichte der deutschen Literatur von Luther bis Goethes Tod, mit Ausschluss der Romantiker nach W. Hahn“ [Programm der Aargauischen Kantonsschule 1883/84, S. 20] durchgenommen. Wedekinds Maturitätsprüfungsarbeit „Welchen Gang nahm die deutsche Literatur von Luther bis Klopstock“ ist überliefert [vgl. Staatsarchiv Aargau, Alte Kantonsschule Aarau, DE02/0174/06]. Dass Wedekind Christoph Martin Wielands Roman „Oberon“ gelesen hatte, bekannte er in seinem Gedicht „Schluss“ [vgl. KSA 1/I, S. 92 und S. 1075], das er auf einen Brief des Freundes schrieb [vgl. Hermann Huber an Wedekind, 15.5.1883]. Welcher Vergleich & Gegensatz! |


Neugieriger:Mit dem Seitenumbruch liegt der Übergang von einem unlinierten Doppelblatt zu einem rautierten Einzelblatt vor. Inhaltlich besteht ein Bruch; es fehlen vermutlich ein bis zwei Doppelblätter. – Vermutlich beziehen sich die folgenden beiden Fragen und die Aufsatzkritik auf ein Aufnahmeritual bei der Schülerverbindung Industria Aarau, der Wedekind bis November 1883 angehörte [vgl. Wedekinds Korrespondenz mit der Industria Aarau] und zu deren Mitgliedern vielleicht auch Hermann Huber gehört hatte. Wie ist Dein Verhältnis zur Industria?

Wie stellst Du Dich in der Schule?

Seltenheiten: In Deiner Apologie des Hagestolzlebens hast Du berichtet, dass die grössten Männer unverheirathet gewesen seien. Das bedarf einer Berichtigung z. B. war Caesar mit 14 JahrenGaius Julius Cäsar heiratete 16-jährig die 10 Jahre alte Cornelia, des Lucius Cornelius Cinna Tochter, nachdem er die Verlobung mit Cossutia aufgelöst hatte., der nordische Shakespeare mit 18 Jahren glücklicher Ehemann; allerdings wurde des Letzteren Heirath durch dringende UmständeIm Alter von 18 Jahren heiratete William Shakespeare die 8 Jahre ältere Anne Hathaway, Tochter eines Großgrundbesitzers. Vom Aufgebot hatte Shakespeare sich freigekauft. Das erste Kind kam 6 Monate nach der Eheschließung auf die Welt. herbeigeführt à la TuchschmidAugust Tuchschmid war seit dem Schuljahr 1882/83 als Lehrer für Mathematik und Physik am Gymnasium und dem gewerblichen Zweig der Kantonsschule Aarau angestellt [vgl. Programm der Aargauischen Kantonsschule für das Schuljahr 1882/83, S. 9]. Er war kaum in Aarau angestellt, als er das Aufgebot (15.7.1882) für sich und „Caroline Emma Niederer von und in St. Gallen“ [Aargauer Nachrichten, Jg. 28, Nr. 167, 17.7.1882, S. (3)] bestellte. Gemeldet war er nach der Heirat in Aarau mit dem Doppelnamen „Tuchschmid-Niederer, Aug., Prof., von Thundorf (Thurg.), Pelzgasse 129“ [Adress-Buch Aarau 1884, S. 47]. Über Ehefrau und Kinder ist weiter nichts ermittelt.*, welcher Notiz mit zu dieser Bemerkung Anlass giebt.

Uebrigens bin ich doch durchaus Deiner Ansicht und stimme Heine ganz bei, wenn er meintHeines Fazit über Nicolais Werther-Roman lautet: „Nach dieser Version hat sich der Held nicht totgeschossen, sondern nur mit Hühnerblut besudelt; denn statt mit Blei war die Pistole nur mit letzterem geladen. Werther wird lächerlich, bleibt leben, heiratet Charlotte, kurz, endet noch tragischer als im Goetheschen Original.“ [DHA, Bd. 8, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, S. ###], Nicolai’s Werther schliesse noch viel tragischer als Goethes, indem N. W. si am Ende Lotte heirathet. – Gewöhnlich sinde Zofen schöner & amüsanter als kalte Herrlichkeiten.

Nach Schluss der Redaction: Soeben lese ich in irgend einer Zeitung, dass der KhediveAb Mitte Juni 1883 erschienen zahlreiche Meldungen in der deutschsprachigen Presse über Randolph Churchills Vorwurf im Londoner Unterhaus, dass der zum Tod verurtheilte Suleiman Daouds „zum Sündenbock für die Metzeleien und den Brand von Alexandrien ausersehen“, tatsächlich aber „der Khedive selbst der Urheber der Metzeleien“ gewesen sei [Seeländer Bote, Bd. 34, Nr. 71, 14. Juni 1883, S. 4] bzw. „Mitschuld oder Hauptschuld an dem Gemetzel und den Mordbrennereien in Alexandrien“ gehabt habe [Neue Zürcher Zeitung, Jg. 63, Nr. 173, 22. Juni 1883, S. 2]. Alexandrias zu verbrennen beabsichtigt habe. Zum Teufel! Zuletzt stiehlt mir noch gar Einer meine Rezia?!

DesshalbSchreibversehen, statt: Deshalb. habe ich denn fest den Entschluss, energisch an die Arbeit zu gehen und hoffe, Dir in kürzester Zeit den ersten Act in roher Bearbeitung zu übersenden. –

Nun aber bitte ich Dich, schreibe mir doch bald; ich bedarf eines geistigen Verkehres, am liebsten ist mir der Deinige.

Dass diese Zeilen so lange ausstehen, ist einer fatalen Sache zuzuschreiben. Der erste Theil des Briefes war schon vor 14 Tagen geschrieben, damit ist nicht gesagt, dass du nun auch das Recht habest, noch einmal 14 Tage zu warten! Nein, bei Gott nicht! |

Lass Dir den „Bund“ vom Donnerstag 31. MaiDer 31. Mai 1883 war ein Donnerstag. zeigen dort findest Du ein ArtikelUnter der Rubrik Kleine Zeitung und der Überschrift „Aus dem heutigen deutschen Studentenleben“ polemisiert Hermann Huber über den Straßburger „Verein deutscher Studenten (VDSt) und schließt mit den Worten: „Zur Feier des 86. Geburtstages des deutschen Kaisers wurde ein Verein gegründet, der die deutsche Sprache von den Fremdwörtern reinigen will, so daß Brockhaus (der arme Brockhaus!) nicht mehr nöthig haben wird, ein „Verkehrswörterbuch“ (d. h. ein Conversationslexikon) herauszugeben. Selbstverständlich redet die „Kyffhäuser-Zeitung“ dem „nationalen“ Unternehmen warm das Wort. Wer sollte auch nicht! Die Literaturgeschichte hat uns einen ähnlichen Versuch verzeichnet. Philipp von Zesen gründete zu Hamburg im Jahre 1643 die ‚Teutschgesinnte Genossenschaft‘ und hat sich bei dieser Gelegenheit unsterblich ‚blamirt‘“ [Der Bund, Bd. 34, Nr. 148, 31. Mai 1883, S. (4f).]. über die deutschen Studenten von mir.

Deine Rheumatismenauf Entzündungen zurückzuführende Schmerzen; vielleicht Zahnschmerzen, an denen Wedekind in seiner Jugend oft litt [vgl. z. B. Frank Wedekind an Friedrich Wilhelm Wedekind, 27.4.1885; Friedrich Wilhelm Wedekind an Frank Wedekind, 31.1.1886]. werden wohl vergangen sein. Wünsch Dir gute Besserung!

viele Grüsse

Dein

Hermann.


P.S. Hast Du das SophoclesoraculumEs dürfte sich um das in einem früheren Brief [Hermann Huber an Wedekind, 19.4.1883] „Antigone oracula“ genannte Buch handeln, vermutlich ein Schulbuch für die IV. Klasse des Gymnasiums, die Wedekind seit 30.4.1883 besuchte. Im 6-stündigen Griechischunterricht bei Isidor Guttentag standen auf dem Lehrplan „Sophokles, Antigone, Oedip.[us] Colon.[us] Chor 668-720, Einleitung: Leben des Soph.[okles]“ [vgl. Programm der Aargauischen Kantonsschule für das Schuljahr 1883/84, S. 21].? Wenn nicht, so schreibe mir. –

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 3 Blatt, davon 6 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13,5 x 21,5 cm. Gelocht. Rautiertes Papier. 1 Blatt. Seitenmaß 21,5 x 27,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Auf Seite 1 hat Wedekind mit Bleistift den Namen „Hermann Huber “ notiert, auf Seite 6 am unteren linken Rand um 180 Grad gedreht untereinander die Namen „Molières XVI“, „Larochefoucaulds“, „Christine 1700“. – Der Brief ist fragmentarisch überliefert; vorhanden sind Briefanfang und -ende, ein Mittelstück von ein oder mehreren Doppelblättern fehlt.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 31.5.1883 ist als Ankerdaten für den ersten Teil des Briefes gesetzt – das späteste mögliche Schreibdatum, von dem Monat („Mai“) und Jahr („1883“) gegeben sind. Der 14.6.1883 ist – inhaltlichen Implikaten folgend – als Ankerdaten für das Briefende gesetzt.

  • Schreibort

    Straßburg
    31. Mai 1883 - 14. Juni 1883
    Ermittelt (unsicher) - Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    Straßburg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Aarau
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 75
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Hermann Huber an Frank Wedekind, 31.5.1883 - 14.6.1883. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

02.11.2022 17:46