Kennung: 1174

Berlin, 14. September 1908 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Cassirer, Bruno

Inhalt

Sehr geehrter Herr Cassirer,

ich erfahre aus München, daß man sich dort schon lebhaft auf das BuchDie Literatursatire „Oaha“, in der Wedekind die Majestätsbeleidigungsaffäre um den „Simplicissimus“ und seine Konflikte mit dem Verleger Albert Langen verarbeitete, erschien im Verlag Bruno Cassirer, der die Druckvorlage am 13.6.1908 erhalten hat [vgl. KSA 8, S. 297]. Der Vertrag wurde am 20.6.1908 in Berlin geschlossen, wie Wedekind im Tagebuch festhielt: „Vertragsabschluß mit Cassirer über Oaha.“ Er notierte am 12.9.1908: „In 4 Tagen soll Oaha erscheinen.“ Und am 17.9.1908: „Cassirer bringt mir das erste fertige Buch OAHA.“ Die Erstausgabe von Wedekinds Schauspiel „Oaha“ war öffentlich erst ein paar Tage später als erschienen gemeldet [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 230, 2.10.1908, S. 10646]. vorbereitet und daß man auch nicht im Zweifel darüber ist was man sich davon zu erwarten hat. Es wäre nun doch wirklich schade, wenn ich schon meine PrügelIm „Simplicissimus“ wurde Wedekind nach dem Erscheinen von „Oaha“ verspottet und karikiert, so von Ludwig Thoma (unter dem Pseudonym Peter Schlemihl) in den von Olaf Gulbransson satirisch illustrierten Szenen „Der Satanist“ [vgl. Simplicissimus, Jg. 13, Nr. 30, 26.10.1908, S. 490]. Das war aber bereits vorher der Fall gewesen, etwa in Thomas Theodor Heines Karikatur „Moderne Dichter“, deren Bildunterschrift „Das verfluchte Fett verdirbt mir noch meinen ganzen Satanismus!“ [Simplicissimus, Jg. 9, Nr. 9, S. (5)] Wedekind als Motto für sein Stück aufgriff: „Das verdammte Fett verdirbt mir meinen ganzen Satanismus“ [KSA 8, S. 11]. bekäme, bevor man noch weiß, wofür. Ich würde deshalb bitten, an/us/ der Walserschen RandlinieGemeint sind vermutlich Aspekte des Buchdrucks, die auch im Fall der von Bruno Cassirer verlegten Werke Robert Walsers diskutiert worden sein dürften. Im Bruno Cassirer Verlag war zuletzt im Mai 1908 Robert Walsers Roman „Der Gehülfe“ erschienen ‒ ohne Randlinien (ebenfalls ohne Randlinien „Oaha“). keinen Grund zur Verzögerung werden zu lassen, da die Linie ja vollkommen überflüssig ist.

Mit besten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.


14.9.8.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 19 x 30 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der Schreibort ist durch das Tagebuch belegt.

  • Schreibort

    Berlin
    14. September 1908 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Zentral- und Landesbibliothek Berlin

Breite Straße 30-36
10178 Berlin
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Berlin-Sammlungen
Signatur des Dokuments:
EH 7486
Standort:
Zentral- und Landesbibliothek Berlin (Berlin)

Danksagung

Wir danken der Zentral- und Landesbibliothek Berlin für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Bruno Cassirer, 14.9.1908. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

16.07.2020 18:52