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Mein lieber
Wenn Du mich
versicherst, Du seiest von d/D/ich irgendwie verletzen könnte: Ich
versicherte Dich meiner Freundschaft und gab dir einen guten Rath, so viel ich
noch weiß. Daß Du nie um meine | Freundschaft gebuhlt, weiß ich wohl: Nie würde
ich sie einem Buhler angetragen haben. Ich sah aber, daß du neben deinem Talent
ein gutes Herz besitzest. Das freute mich und gab mir den Anlaß, mich Dir zu
nähern.
Nun bitte ich Dich, meine Zeilen noch einmal
durchzulesen und wenn Du weißt, was d/s/t du
keine Bemerkung finde
Solltest Du nach diesen Worten noch irgend
welchen Zweifel gegen meine Aufrichtigkeit und meine Zuneigung zu dir hegen so
schreibe mir nicht mehr, bis ich es mir einst vergönnt sein
Nie ahnte ich, von dir so mißverstanden zu
werden, sondern glaubte einen Brief abgegeben zu haben, an dem Deine Phantasie
sich ergötzen könnte, jene Bilder, in materiellen Kraftzügen hingezeichnet, in
zartere, edlere Töne vermischen würde. | Vielleicht bist du dich so starker
Redeweisen an mir nicht gewöhnt! Du glaubtest einen Jüngling, dessen Mund mit
Wenn du nach diesen Erklärungen dich irgendwie
verletzt fühlst, thut es mir leid; ich wollte
Zum Schlusse noch eine kritisirende Bemerkung:
Liebe ist nicht definirt, wenn du sagst: Liebe ist Liebe im höchsten Grade.
Ferner kündet sie sich auf verschiedene Arten an. Hier handelt es sich um
Liebe, die Freunde verbindet u um Liebe die zur Ehe führt. Es frägt sich,
welches die ideellere ist, welche Kampf ist auf jeden Fall
möglich, vielleicht sogar eine Bekämpfung. – Lebe nun wohl, mein lieber
Franklin, verfluche mich in die Höhlen des Elends oder laß mich Dich zum Altar
ewiger Freundschaft führen. Wenn du keine Liebe für mich übrig hast, dann
schreibe mir einen letzten, lieben Brief. Er wird mir als abschreckende
Erinnerung verscherzter Freundschaft dienen Adolphe.
Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben
Genf
8. Juli 1881 (Freitag)
Sicher
Genf
Datum unbekannt
Datum unbekannt
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia
Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13
Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Adolf Vögtlin an Frank Wedekind, 8.7.1881. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (07.12.2025).
Anke Lindemann